Kommentar |
Anarchistisches Denken und Experimentieren kreist um wichtige und komplizierte Fragen: Wie können sich Menschen Macht aneignen und anwenden, ohne sie zu neuer Herrschaft zu verfestigen? Wie konkrete Utopien verwirklichen, um Brücken von der dominierenden Gesellschaftsform zur erstrebenswerten zu schlagen? Wie können wir eine radikale Transformation der Gesellschaft und der Einzelnen zusammen denken? Was sind Staat, Politik, Demokratie eigentlich tatsächlich und auf welche Weise kann mit diesen umgegangen werden? Wer sind die Akteure und Subjekte emanzipatorischen gesellschaftlichen Wandels?
Wenngleich Anarchismus innerhalb von linken Szenen oder sozialen Bewegungen phasenweise immer wieder angesagt ist, beruht die theoretische Beschäftigung mit ihm meistens auf dem „klassischen Anarchismus“ (vor 1939), Beiträgen im Format von Szene-Publikationen oder der Adaption von Entwicklungen aus anderen kritischen Theorieströmungen, wie etwa der marxistischen, feministischen, postkolonialen oder poststrukturalistischen Theorie. Dennoch gibt es auch neuere (anti)politische Theorien des Anarchismus'. Sich mit ihnen zu befassen, kann uns helfen, Anarchie aus dem Zerrbild, angestaubt, szene-exklusiv oder gar theorielos zu sein, herauszuholen. |
Literatur |
Die Grundlage des Seminars bilden verschiedene neuere Texte zur politischen Theorie des Anarchismus, von denen knapp die Hälfte englisch sein wird.
Darunter unter anderem:
- Loick, Daniel, Anarchismus zur Einführung, Hamburg 2017
- Graeber, David, Schulden, Die erstem 5000 Jahre.
- Newman, Saul, The Politics of Postanarchism, Edinburgh 2010.
- CrimethInc, From Democracy to Freedom. Der Unterschied zwischen Regierung und Selbstbestimmung, Münster 2018.
- Clark, John The Thrid concept of liberty: Theorizing the free community, in: The Impossible Community. Realizing Communitarian Anarchism, New York/London 2013. |
Bemerkung |
Wer die erste Sitzung der Lehrveranstaltung versäumt, ohne sich vorher schriftlich oder persönlich zu entschuldigen, kann den Anspruch auf einen Platz in der LV verlieren, wenn es mehr Interessenten als Plätze gibt. Dies gilt ungeachtet der Platzzuweisung durch Friedolin und ist im Einklang mit der grundsätzlichen Aufhebung der Anwesenheitspflicht.
Inhalt des Seminars sind weder philosophische Diskussionen abstrakter Gesellschaftsentwürfe noch Debatten über die Legitimität von Gewaltanwendung. Personen mit rechtsextremen oder sonstigen menschenfeindlichen Einstellungen werden vom Seminar ausgeschlossen. |
Leistungsnachweis |
Referat, aktive Teilnahme, Hausarbeit
Bitte kommen Sie zur ersten Sitzung, um zu entscheiden, ob Sie am Seminar teilnehmen möchten, weil dort die Referate vergeben werden und eventuell einige Vorbesprechungen für das Blockseminar erforderlich sind. Es empfielt sich einen Laptop oder USB-Stick mitzubringen.
Wer an der ersten Sitzung nicht teilnehmen kann, schreibt mir bitte eine Email an: jonathan.eibisch@uni-jena.de
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