Kommentar |
Nach Auschwitz schien es kaum denkbar, dass sich Juden für ein Leben im Land der Täter entscheiden könnten. Dennoch entstanden in den beiden neugegründeten deutschen Staaten – in der Bundesrepublik in größerem Umfang als in der DDR – wieder jüdische Gemeinden, deren Mitgliederzahlen mit denen der Vorkriegszeit freilich nicht zu vergleichen waren. Aufgebaut wurden sie zum einen von deutsch-jüdischen Überlebenden und Rückkehrern und zum anderen von osteuropäischen Juden, die den Holocaust überlebt hatten und für die das Deutschland der Besatzungszeit eigentlich nur eine Zwischenstation hatte sein sollen. Das Seminar widmet sich dieser Geschichte jüdischen Lebens in Deutschland von der unmittelbaren Nachkriegszeit bis in die jüngere Vergangenheit, die vor allem von der Einwanderung aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion geprägt ist. Die Lebensweisen, Erfahrungen und Wahrnehmungen der in Deutschland lebenden Juden sollen ebenso rekonstruiert werden wie der politische und gesellschaftliche Umgang mit Ihnen. Nicht zuletzt in den Blick kommt dabei auch der Antisemitismus, der mit dem Untergang des „Dritten Reichs“ keineswegs verschwunden war, sondern in verschiedenen Formen fortlebte und, wie das Attentat von Halle der Öffentlichkeit drastisch vor Augen geführt hat, noch fortlebt.
Einführende Literatur: Michael Brenner (Hg.): Geschichte der Juden in Deutschland von 1945 bis zur Gegenwart, München 2012; Anthony D. Kauders: Unmögliche Heimat. Eine deutsch-jüdische Geschichte der Bundesrepublik, München 2007. |