Kommentar |
Im 20. Jahrhundert etablierte sich „Jugend“ als Bezeichnung für eine eigenständige Lebensphase zwischen Kindheit und Erwachsensein im sozialwissenschaftlichen und pädagogischen Diskurs, in der Alltagssprache und im Selbstverständnis der durch diesen Begriff bezeichneten Altersgruppen. Das tatsächliche oder vermeintliche Verhalten Jugendlicher diente (und dient) als Beleg für gesellschaftliche Verfalls- und Krisendiagnosen, doch ebenso wurde „die Jugend“ immer wieder zum generationellen Hoffnungsträger politischer Bewegungen aller Art stilisiert. Zugleich entstand eine Vielzahl von Jugendkulturen, die in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts zum entscheidenden Träger einer sich globalisierenden Konsum- und Populärkultur avancierten. Beginnend mit der um 1900 entstehenden Jugendbewegung und mit Schwerpunkt auf Deutschland, sollen im Seminar anhand ausgewählter Beispiele wesentliche sozial-, kultur- und politikgeschichtliche Aspekte des Themas bis in die 1990er Jahre erarbeitet und diskutiert werden.
Einführende Literatur: Barbara Stambolis: Mythos Jugend – Leitbild und Krisensymptom. Ein Aspekt der politischen Kultur im 20. Jahrhundert, Schwalbach 2003; Jürgen Zinnecker: Jugend, in: Dietrich Benner/Jürgen Oelkers (Hg.): Historisches Wörtbuch der Pädagogik, Weinheim/Basel 2004, S. 482-496; Detlef Siegfried: Time Is on My Side. Konsum und Politik in der westdeutschen Jugendkultur der 60er Jahre, Göttingen 2006. |