Kommentar |
Das Spätmittelalter wird von der jüngeren Forschung gern als fromme Zeit verstanden. Die Sorge um das eigene Seelenheil bestimmte das Handeln der Menschen aller Gesellschaftsschichten. Dazu gehörten neben dem regelmäßigen Kirchgang etwa Heiligenverehrung, Stiftungen, Talismane, Wallfahrten und Prozessionen. Träger waren außer der eigenen Pfarrkirche auch Bruderschaften und Klosterkirchen.
Die historische Forschung stößt hier auf eine große Quellenvielfalt: Stiftungsurkunden, Testamente, Kirchenrechnungen, Bruderschaftsrechnungen und gedruckte Bücher aber auch die Protokolle der ersten landesherrlichen Kirchenvisitationen in frühreformatorischer Zeit haben eine große Aussagekraft zur Sakraltopographie eines Ortes und zum gelebten Glauben aller Bevölkerungsschichten, vom Fürsten bis zum Kleinbauern. Neben Schriftquellen werden auch Inschriften, Objekte der Kirchenausstattung und verschiedene Bildquellen besprochen.
Im Seminar werden das Erschließen solcher (fast ausschließlich deutschsprachiger) Quellen, der Umgang mit ihnen und die Quellenkritik behandelt. Es schließt sich jeweils ein paläographischer Abschnitt an.
Literatur: Schreiner, Klaus (Hg.): Laienfrömmigkeit im späten Mittelalter. Formen, Funktionen, politisch-soziale Zusammenhänge, München 1992; Kühne, Hartmut/Bünz, Enno/Müller, Thomas T. (Hgg.): Alltag und Frömmigkeit am Vorabend der Reformation in Mitteldeutschland. Katalog zur Ausstellung „Umsonst ist der Tod“, Petersberg 2013; Wilhelmy, Winfried: Schrei nach Gerechtigkeit. Leben am Mittelrhein am Vorabend der Reformation, Ausstellungskatalog Mainz 2016, Regensburg 2015. |