Kommentar |
Die Arbeit des Historikers / der Historikerin wird sich in Zukunft in immer stärkerem Maße im digitalen Raum abspielen, birgt doch der mediale und technische Wandel eine Reihe von Möglichkeiten, den Forschungsprozess des Historikers in seiner ganzen Breite – von der Quellenerschließung (Heuristik) über die Quellenkritik und Analyse bis hin zur Interpretation und Darstellung digital zu unterstützen. Hier liegen sowohl große Effektivierungspotentiale als auch Ansatzpunkte für die Bearbeitung gänzlich neuer Fragestellungen. Auch viele mediävistische Quellenwerke sind mittlerweile digital verfügbar. Sie sollten nicht nur als gewissermaßen online gestellte Bücher genutzt werden, sondern das digitale Medium ermöglicht auch eine computergestützte Erschließung der Quelleninformationen. Diese Technik des sogenannten Text Mining soll in der Quellenübung am Beispiel der Auswertung des Repertorium Germanicum (RG) Online vorgestellt und in ihren Nutzungspotentialen diskutiert werden. Das RG erschließt die auf Deutschland bezüglichen Aktenstücke aus dem Vatikanischen Archiv für die Zeit von 1378 bis 1484 in Form sehr knapper und standardisierter lateinischer Regesten, die aufgrund ihrer Formelhaftigkeit relativ einfach computergestützt analysiert werden können. In der Übung werden diese Auswertungsmöglichkeiten näher besprochen und zugleich ein Einblick in die lange Tradition von auf das RG gestützten Forschungen zur Kirchen- und Personengeschichte des deutschen Spätmittelalters vermittelt.
Die Veranstaltung findet als Blockseminar in der vorlesungsfreien Zeit (Juli) statt.
Zwei Einführungssitzungen zur Terminabsprache und Vorbesprechung:
Mo., 20.04. und Mo. 25.05., jeweils 14–16 Uhr |
Literatur |
RG online unter: http://www.romana-repertoria.net/993.html. Einführungsdarstellungen dazu: Walter Deeters, Über das Repertorium Germanicum als Geschichtsquelle. Versuch einer methodischen Anleitung, in: BlldtLG 105 (1969), S. 27-43; Brigide Schwarz, Klerikerkarrieren und Pfründenmarkt. Perspektiven einer sozialgeschichtlichen Auswertung des Repertorium Germanicum, in: QFIAB 71 (1991), S. 243-265; Jörg Hörnschemeyer, Repertorium Germanicum Online, in: Michael Matheus (Hg.), Friedensnobelpreis und historische Grundlagenforschung. Ludwig Quidde und die Erschließung der kurialen Registerüberlieferung (Bibliothek des DHI in Rom, 124), Berlin 2012, S. 605-615; Jurafsky, Dan, and James H. Martin. "Speech and language processing. Vol. 3." (2019). https://web.stanford.edu/~jurafsky/slp3/, darin: Kapitel 2, "Regular Expressions, Text Normalization and Edit Distance" |