Kommentar |
Was haben das Läuten der Kirchenglocken, das Anbringen eines Wappens, die Zeichensprache von schweigenden Nonnen und Mönchen im Kloster, mündliche Dialoge zwischen zwei Bauern und komplizierteste schriftliche philosophische Abhandlungen gemeinsam? All diese Dinge sind von unterschiedlichen WissenschaftlerInnen, für sich genommen mit guten Gründen, als kommunikative Vorgänge im Mittelalter angesehen worden. Gerade weil die Forschung zum Thema Kommunikation im Mittelalter einerseits seit Jahren Hochkonjunktur hat, anderseits jedoch ganz unterschiedliche Aspekte des Themas in den Mittelpunkt stellt, beschleicht einen zuweilen der Eindruck, als sei Kommunikation im Grunde genommen alles. Der Eindruck trügt allerdings und verweist eher auf das Problem, dass der Begriff offenbar nur schwer zu definieren ist. In der Übung wollen wir uns mit der jüngeren interdisziplinären Forschung zum Thema auseinandersetzen, sie in größere Forschungsschwerpunkte einordnen (darunter etwa ‚Schriftlichkeit’ und ‚Mündlichkeit’, ‚Privatheit’ und ‚Öffentlichkeit’), wir wollen Funktionen und Formen von Kommunikation im Mittelalter genauer in den Blick nehmen und auch auf die zeitgenössische Kommunikationspraxis eingehen. Dazu lesen und diskutieren wir zentrale Aufsätze aus den letzten Jahren. |