Kommentar |
Neutestamentliche Text vertragen keine kurzschlüssige Politisierung, allerdings auch keine vorgeblich apolitische Auslegung. Am politisierten Text macht sich früher oder später seine Entbehrlichkeit bemerkbar gegenüber dem, was politisch schon vorentschieden ist, oder aber der politische Streit gerät zum Gezänk um Bibelstellen, je nachdem, ob man die Aufnahme von Flüchtlingen biblisch begründen will oder die Schließung von Staatsgrenzen. Andererseits wird der apolitisch gelesene Text durch seine Verhältnislosigkeit gegenüber dem aktuellen Weltzustand belanglos. Religion wird dann zur Privatsache, die schließlich auch fürs Private (das ohnehin eine Illusion ist) nicht mehr hinreicht. Es bedarf also einer hermeneutischen Besinnung auf den historischen Ort des Textes wie auch auf den der Auslegenden, auf ihre Weltauffassung und ihr Glaubensverständnis und darauf, wie sich eigentlich das eine zum anderen verhält. Die vom Titel eines Aufsatzbandes (s.u.) entliehene Themenformulierung der Lehrveranstaltung deutet an, dass die voranstehend skizzierten Fragen nicht im direkten Zugriff auf die Texte gestellt werden können, sondern zunächst den „Horizont“ einer exegetischen Erschließung konkreter Texte bilden, denen zunächst das Recht einzuräumen ist, dass wir sie lesen, auch auf Griechisch, bevor wir über sie sprechen. Außerdem geht es (nicht nur aber auch) um den Erwerb von Wissen, sowie um die häusliche Vor- und Nachbereitung, für die die eigene politische Meinung kein Ersatz ist. |
Zielgruppe |
Diplom-/Pfarramtsstudierende in Grund- und Hauptstudium, Lehramt, BA/MA Hörer*innen aller Fakultäten, Gaststudierende, Schnupperstudium |