Kommentar |
Nach Alexis de Tocqueville ist eine Demokratie, welcher der religiösen Bezug fehlt, bedroht, in Anarchie und Despotismus zu fallen; Ahmet Cavuldak weißt mit Recht auf die populäre These hin, die Trennung von Religion und Politik hätte viele religionspolitische Probleme entschärft. (Cavuldak 2015, 7; Tocqueville 1981, Bd.1, 400). Gibt es keine übergeordnete, moralische und die Menschen verbindende Instanz (Tocqueville spricht vom „heiligen Joch“), so drohen soziale Apathie, Vereinzelung und extreme Gedankengänge. (Cavuldak 2015, 381) Aber wer sagt, dass es innerhalb einer Gesellschaft keinen religionsunabhängigen moralischen Konsens geben kann und dass die religiösen Werte die besseren sind? Und folgt man dem Gedankengang Tocquevilles und etabliere eine spezifische Religion als eine die Gesellschaft verbindende übergeordnete Instanz, welcher sollte man in einer modernen religiös-pluralistischen Demokratie den Vorrang einräumen? Diese und andere Fragen stehen im Fokus dieses Seminars. Wir betrachten verschiedene theoretische Konzepte u.a. von Rousseau, Tocqueville und Habermas sowie spezifische Varianten des Verhältnisses von Religion und Staat v.a. in Demokratien wie Frankreich, Deutschland, Amerika, Israel, Indien und Indonesien, deren historisches Werden und gegenwärtige Herausforderungen.
Die Veranstaltung ist inhaltlich religionsübergreifend angelegt und stellt eine Vertiefung und Spezifizierung der systematischen Vorlesung dar. Durch ihren konsekutiven Aufbau ist eine regelmäßige Teilnehme Pflicht |
Zielgruppe |
Studierende der Religionswissenschaft, Theologie, Lehramt, Philosophie, Politikwissenschaften |