Kommentar |
Wie kein anderer Prophet im Alten Testament steht der in den letzten Jahren des Staates Juda wirkende Jeremia mit seiner Person und seinem Leben für die göttliche Gerichtsbotschaft ein: Er ist nicht nur Künder des Gotteswortes, sondern er erleidet es am eigenen Leibe: In den Zeichenhandlungen (z.B. Jer 13,1-11; 16,1-9) nimmt er die Gerichtsbotschaft geradezu körperlich vorweg; in der ausführlichen Leidensgeschichte (Jer 37-45) kommt er um des Wortes willen ins Gefängnis. In den berühmten Konfessionen schließlich (z.B. Jer 11,18-12,6) wird der Prophet als leidender Gerechter gezeichnet, der sich in tiefster Gottverlassenheit wähnt. Die Vorlesung möchte nicht nur in die komplexe Entstehung des Jer-Buches einführen und den theologiegeschichtlichen Standort des Buches beschreiben, sondern exemplarisch die wichtigsten Texte und Textgruppen auslegen. Zugrundegelegt wird der hebräische Text, doch ist die Vorlesung auch ohne Hebräisch-Kenntnisse gut verständlich und geeignet. Wer sich vorbereiten möchte, sollte das Jeremia-Buch lesen und sich in einer Darstellung der Geschichte Israels über die Zeitgeschichte des Propheten informieren. |