Kommentar |
Bachelor
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BA_KG 2A, BA_KG 3 A
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Master
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MKG 3A, MKG 2 A
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Vorbemerkung:
Infolge der aktuellen Situation ist im Moment das Sommersemester nicht so planbar, wie Sie es gewohnt sind. Sicherlich haben Sie dafür Verständnis. Wir als Lehrende stehen vor der Situation, ein digitales Angebot zu konzipieren, das aber – sollten Präsenzveranstaltungen wieder möglich sein – kurzfristig umgestellt werden kann. Deshalb haben wir uns in der Kulturgeschichte für ein „Notprogramm“ entschieden, das für die Studierenden so viel Flexibilität wie möglich bietet. Allgemeine Informationen dazu finden Sie auch auf unserer Homepage.
Daher wird das Modul „Konfessionskulturen“ und damit auch die Vorlesung zunächst in digitaler Form angeboten. Die Vorlesungstexte und ggf. die dazugehörigen Präsentationen werden Ihnen wöchentlich zur Verfügung gestellt. Dazu erhalten Sie jeweils Aufgaben und Anregungen zur Weiterarbeit und Vertiefung. (Elektronischer Semesterapparat in der db-thüringen: Kennwort konfessionskulturen1.)
Als Modulergänzung wird es nur ein Seminar geben („Konfessionskulturen. Ein Lektürekurs“) und nicht, wie geplant, mehrere Seminare zur Auswahl stehen. Dieses Seminar, das sich eng an die Vorlesung anlehnt, wird von Frau Dr. Hedwig Herold-Schmidt angeboten.
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Um die Gesamtheit des Kulturellen zu verstehen, kann es sinnvoll sein, einzelne Teilkulturen anzuleuchten, etwa die Nationalkulturen, die Standeskulturen – oder eben die Konfessionskulturen. Europa wurde im letzten halben Jahrtausend nicht zuletzt dadurch bestimmt, dass ein Teil der Staaten zur Reformation überging, ein Teil der Staaten beim alten Glauben blieb und ein Teil sich in konfessionellem Antagonismus entfaltete. Die Vorlesung thematisiert die Grobdifferenz zwischen den beiden Konfessionskulturen katholisch/ protestantisch, aber auch die protestantische Pluralisierungsdynamik. Sie fragt nach der Geltung religiöser Verhaltensmuster und nach ihrer Überwindung durch neue, weltliche. Ein wichtiges Thema ist dabei die kultursystematische Erwägung, inwiefern die Protestantisierung eine Hinwendung zum Wort bewirkte (mit allen Folgen für Literatur und Philosophie, Rationalisierung und Intellektualisierung), und inwiefern das Festhalten am alten Glauben eine Affinität zum Bild und zur Repräsentation, zur Kunst und Musik, zu einer Kultur des Sinnlichen bedeutete. Wirkungen der Konfessionalisierung spielen aber auch auf ganz anderen Ebenen. Beispielsweise fragt es sich, ob nicht eine Affinität zwischen Demokratie und Protestantismus auf der einen Seite und Katholizismus und autoritären Regimen auf der anderen Seite bestehe. In der Ablösung des Kommunismus als leitende Ideologie der östlichen Hemisphäre spielte die katholische Kirche in Polen eine nicht unbedeutende Rolle, wie andererseits die Bürgerrechtsbewegung in der DDR gerade in den Freiheitsräumen, die der protestantischen Kirche verblieben waren, Ansatzpunkte fand. Und wo ist das Konfessionelle heute entscheidend? In Nordirland! |
Literatur |
Einführende Literatur: Peter Hersche: Muße und Verschwendung. Europäische Gesellschaft und Kultur im Barockzeitalter, 2 Bde., Freiburg, Basel und Wien 2006. Thomas Kaufmann/ Anselm Schubert/Kaspar von Greyerz (Hrsg.): Frühneuzeitliche Konfessions-kulturen, Gütersloh 2008. Michael Maurer: Konfessionskulturen. Die Europäer als Protestanten und Katholiken, Paderborn 2019. |