Kommentar |
Seit Dan Schiller den Begriff 'digitaler Kapitalismus' geprägt hat, wächst der Bedarf, ihn inhaltlich so zu füllen, dass er die rasante Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologien sowie der mit ihnen operierenden Strategien der Profiterwirtschaftung durchsichtig machen kann. Die inzwischen breite theoretische Diskussion umfasst (wie u.a. Florian Butollo und Sebastian Sevignai herausgestellt haben) mindestens zwei analytisch zu unterscheidende, aber praktisch oft zusammenwirkende Aspekte: die Entwicklung genuin digitaler 'Geschäftsmodelle' (etwa bei großen Internetkonzernen wie Google, Facebook, Uber oder Baidu) und die Erneuerung der gesamten Produktionsweise durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (etwa in cyberphysischen Systemen). Im Seminar wollen wir die wirtschaftstheoretischen Grundlagen dieser Entwicklungen diskutieren - Netzwerk- und Skaleneffekte, öffentliche Güter und geistiges Eigentum, zweiseitige Märkte bzw. 'Plattformen' ... -, um darauf aufbauend die quasi-marxistische Frage stellen zu können, wie die digitalen Produktivkräfte die Produktionsverhältnisse und unsere Gesellschaftsformation erneuern. Bereits in der deutschen Debatte liegen hierfür mit den Arbeiten von Ulrich Dolata, Jan-Felix Schrape, Felix Stalder und Philipp Staab diverse Ansätze vor; englischsprachige Beiträge von Ursula Huws bis zu Nick Srnicek oder Nick-Dyer-Witheford werden uns auf den internationalen Stand der Debatte bringen. |