Der in der frühen Kaiserzeit lebende Freigelassene Phaedrus ist einer der beiden erhaltenen Vertreter der römischen ,Kunstfabel‘. Seine besondere Leistung besteht darin, dass er die aus der griechischen Literatur überkommene aesopische Prosa-Fabel, die in der griechisch-römischen Rhetorenschule als Kompositionsvorübung eine lange Tradition aufweist, in jambischen Senaren versifizierte und eine ganze Fabelsammlung in Versen publizierte. Damit wird das Fabelbuch als poetische Sammlung erstmals literarisch.
Das Proseminar will mit der gemeinsamen Lektüre ausgewählter Fabeln nach dem literarischen Anspruch der Sammlung fragen, aber auch Stilhöhe und sprachliche Form der Fabel, moralische Intention und Leser-Echo, Quellen und Gattungsentwicklung sowie die politischen Zeitumstände behandeln, und so zur eigenständigen Auseinandersetzung mit der römischen Dichtung anregen.
Erwartet werden regelmäßige Teilnahme, gründliche Vorbereitung der Sitzungen und die Anfertigung eines Referats zu einer ausgewählten Fabel. |