Kommentar |
Die aristotelische ‹Poetik› hat als die erste literarkritisch-systematisierende Äußerung über das frühgriechische Epos und insbesondere die griechische Tragödie in der Moderne seit jeher große Aufmerksamkeit erregt und ist in der zeitgenössischen Klassischen Philologie – auch soweit sie philosophischen Texten weniger Beachtung schenkt – viel gelesen. Diese Beachtung verdankt die ‹Poetik› einerseits dem Umstand, dass sie als einzige uns noch verfügbare Quelle die Geschichte der attischen Tragödie von ihrer Entstehungszeit im letzten Drittel des sechsten Jahrhunderts bis zur Zeit des Aristoteles und besonders zur nacheuripideischen Tragödie im Blick hat und so eine herausragende, wenn auch in ihrer Zuverlässigkeit z.T. strittige, Quelle für die Gattungsgeschichte ist. Zum anderen versucht Aristoteles eine Bestimmung der wesentlichen Leistung der Tragödie und bietet so ein Interpretationsmuster gelungener Tragödien, das auf der Basis einer Vielzahl von Tragödien beruht, die er noch lesen konnte und auf der Bühne aufgeführt sah, die uns aber verloren sind – ein Interpretationsmuster also, das von einem Gelehrten stammt, der die lebendige Tradition der attischen Tragödie noch aus eigener Anschauung und breiter Lektüre der relevanten Texte kannte.
Wir werden nach Möglichkeit das gesamte Buch, jedenfalls aber alle für die aristotelische Bestimmung der Tragödie, der für sie geeigneten Handlung und der dafür zentralen Charaktere wichtigen Passagen lesen. |
Literatur |
Textausgabe:
Aristotelis De arte poetica liber, rec. Rudolphus Kassel, Oxford 1965.
Übersetzung und Kommentar:
Aristoteles, Poetik, übers. und erl. von Arbogast Schmitt, (Aristoteles, Werke in deutscher Übers., 5) Berlin 2008. |
Bemerkung |
Voraussetzungen für die Teilnahme: Griechischkenntnisse im Umfang des Graecums.
Vorbereitung: Für die erste Sitzung sind die ersten beiden Kapitel der Schrift vorzubereiten.
Leistungsnachweis: Je nach Modulzuordnung, in der Regel Klausur.
Die Veranstaltung findet im R. 3.07, Vorraum Papyrussammlung, Fürstengraben 25 statt! |