Als sich 1976 das Militär in Argentinien an die Macht putschte, reihte sich das Land in eine Serie faschistischer Diktaturen ein, die in den 60er und 70er Jahren in ganz Lateinamerika errichtet wurden. Ab diesem Zeitpunkt waren Gewalt, Folter und Staatsterror in Argentinien an der Tagesordnung. Dazu gehörten die systematische Verfolgung und das ´Verschwinden lassen´ von als subversiv deklarierten Personen sowie der Raub ihrer Kinder. Die Aufklärung und Aufarbeitung dieser Menschenrechtsvergehen erfolgte auch nach dem Einsetzen der demokratischen Regierung 1983 nur zögerlich und primär ausgehend von zivilgesellschaftlichen Akteuren.
Als kunstschaffendes Medium leistet der Film einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung und Erinnerungsarbeit. Im Seminar werden wir uns daher zunächst mit Theorien zur Gedächtnis- und Erinnerungsforschung (Halbwachs; Assmann, J./A.; Jelin; etc.) auseinandersetzen. Im Anschluss werden wir verschiedene argentinische Filme über die Diktatur hinsichtlich dieser Aspekte untersuchen. Dabei interessieren uns vor allem die diversen Strategien der Darstellung des Staatsterrors sowie der damit verbundene Beitrag zur Aufarbeitung eines (sowohl gesamtgesellschaftlichen als auch individuellen) Traumas. Das Spektrum der zu behandelnden Filme wird hier breit gefächert sein, von oscarprämierten Mainstream-Filmen (La historia oficial, Luis Penzo) bis hin zu experimentellen Independent-Filmen (Los rubios, Albertina Carri).
Achtung Triggerwarnung! Da das Seminar Gewalt und Staatsterror behandelt, werden in einzelnen Filmen auch brutale Szenen zu sehen sein. Diese könnten bei Studierenden, die Opfer von Gewalt geworden sind, negative psychische Reaktionen auslösen. |