Kommentar |
Euripides’ Medea gehört zu den wenigen bis heute auf deutschen und europäischen Bühnen sehr präsenten griechischen Dramen. Obwohl Barbarin und Zauberin, wird Medea von Euripides – weit mehr als von Apollonios Rhodios (vgl. das von Daniel Muhsal abgehaltene Seminar) und kaum zu vergleichen mit Seneca selbst in ihrer extremen Rache, die sie dazu führt, selbst Iasons Kinder, die doch auch ihre eigenen sind, zu töten, überraschend positiv dargestellt. Dazu betont der jüngste der drei großen Tragiker, wie Medea aus Liebe zu Iason alles aufgibt – Heimat, Herkunft, Familie, Stellung, wirtschaftliche Sicherheit, schlicht alles – und dann von ihrem Mann um einer neuen, dynastisch vorteilhaft erscheinenden Verbindung willen ohne jede Perspektive verlassen und verstoßen wird. Ihre Rache erscheint so als die noch immer unheimliche, extreme Tat einer Mutter, aber doch als menschlich verständlich.
Wir wollen eine große Auswahl aus dem Stück gemeinsam im Original lesen, daneben aber, etwa durch Referate, auch Apollonios’ und Senecas Darstellungen mit einbinden. |
Literatur |
Textausgaben und Kommentare: Euripidis Fabulae, ed. J. Diggle, I, Oxford 1984. – Euripides, Medea, ed. Herman van Looy, (Bibliotheca Teubneriana) Stuttgart 1992. – Euripides, Medea, ed. by Donald J. Mastronarde, (Cambridge Greek and Latin Classics) Cambridge 2008 (2002) (mit Einleitung und sehr nützlichem Kommentar). |