Kommentar |
Spätestens seit Noah Gordons „Der Medicus“ beflügelt die Medizin des Mittelalters bzw. die Vorstellungen von dieser die Fantasie vieler Leserinnen und Leser. In der Belletristik entsteht dabei zumeist der Eindruck einer rückständigen und innovationslosen Wissenschaft, vor allem in Europa. Doch war dem wirklich so? Das Seminar gibt Einblicke in die Medizin des Frühmittelalters (hier 6.–11. Jahrhundert) und fragt gezielt nach den Ärzten, ihrer Herkunft, ihrer Ausbildung sowie ihren Fähigkeiten. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auch auf die Ärzte jüdischen Glaubens und deren literarische Verarbeitung gelegt. Weiterhin soll die zentrale Frage aufgeworfen werden, ob es sich bei der Medizin des Frühmittelalters um eine „Klostermedizin“ gehandelt habe. Abgerundet wird das Seminar durch Themen wie ärztliche Haftung, dem Zusammenspiel von Krankheit und Herrschaftspraxis sowie der Lektüre ausgewählter medizinischer Werke.
Einführende Literatur: Achim T. Hack, Alter, Krankheit, Tod und Herrschaft im frühen Mittelalter. Das Beispiel der Karolinger (Monographien zur Geschichte des Mittelalters 56), Stuttgart 2009. Kay-Peter Jankrift, Heilkundige und Kranke im frühen Mittelalter, in: Das Mittelalter 10 (2005), S. 35–42. |