Kommentar |
„Kleider machen Leute“: Für Menschen im Europa der Frühen Neuzeit war dieser Satz mehr als nur eine Redewendung. In der ständischen Gesellschaft definierten Kleiderordnungen, wer welche Art von Kleidung tragen durfte und drohten Strafen für Verstöße an. Viel leichter als heute ließ sich daher anhand der Kleidung ablesen, ob jemand dem Adel oder dem Bauernstand angehörte, ob jemand ein städtischer Bürger war oder ein Landbewohner.
Neben den Ständeordnungen gibt es viele weitere zentrale Aspekte der Epoche der Frühen Neuzeit, die sich am Beispiel der Kleidung erforschen lassen. So manifestierten sich die Geschlechterverhältnisse zwischen Mann und Frau im sprichwörtlichen „Kampf um die Hose“. Kleidung war einerseits zentrales Ausdrucksmittel der höfischen Kultur und des dortigen Zeremoniells, andererseits Symbol der vielfach kritisierten Verschwendungssucht des Adels. Die Themenbereiche Herstellung, Konsum und Verwendung von Kleidung bieten darüber hinaus einen Einblick in das Wirtschaftsleben der Frühen Neuzeit.
Im Rahmen des Basismoduls bildet das Medium Kleidung den thematischen Leitfaden zur Diskussion zentraler Begriffe und Entwicklungen der Frühen Neuzeit sowie einen Einstig in wichtige Forschungsdebatten und grundlegende Quellengattungen.
Literatur: Riello, Giorgio / McNeil, Peter (Hg.), The Fashion History Reader. Global Perspectives, London / New York 2010. Rublack, Ulinka, Dressing Up. Cultural Identity in Renaissance Europe, Oxford 2010. Styles, John, The Dress of the People. Everyday Fashion in Eighteenth-Century England, New Haven 2007. |