Erneuerbare Energien für Strom, Wärme und Mobilität auf der Basis von Wind, Sonne, Biomasse oder Erdwärme sollen langfristig die fossilen Energieträger ablösen. Diese „Energiewende” ist in Deutschland beschlossen und eingeleitet; wie sie aber vonstatten gehen und gelingen soll, ist gesellschaftlich umstritten. Während die einen auf den Ausbau zentraler Strukturen wie offshore-Windparks oder großflächige Solaranlagen setzen, werben die anderen für dezentrale Energiesysteme. Unter den Letztgenannten argumentieren viele, dass die erneuerbaren anders als die fossilen Energien Ansatzpunkte für eine demokratische und sozial-ökologische gesellschaftliche Transformation enthalten. Denn Energiegenossenschaften, Energiedörfer oder Energieregionen sind demnach nicht nur mit umweltfreundlicheren Technologien, Ressourcenverbrauch und Infrastrukturen verbunden, sondern eröffnen auch neue Möglichkeiten demokratischer Mitbestimmung und nachhaltiger Nutzungs- und Umverteilungspraktiken.
In dem Forschungspraxisseminar wird der Fokus auf dezentrale Energiesysteme gesetzt. Auf der Basis von qualitativen Expert*inneninterviews wird untersucht, was aus der Sicht von Praktiker*innen und Aktivist*innen die Möglichkeiten, Grenzen oder Widersprüche dezentraler Energiesysteme sind und inwieweit diese Ansatzpunkte für eine sozial-ökologische Transformation enthalten.
Das Forschungspraxisseminar ist bei dem BMBF-geförderten Drittmittelprojekt „Bioökonomie und soziale Ungleichheiten” angesiedelt und ermöglicht Einblicke in die Arbeiten einer Nachwuchsgruppe. Am Ende des Seminars ist eine Abschlussveranstaltung angedacht, bei der die Ergebnisse mit geladenen Gästen diskutiert werden sollen.
Einführende Literatur:
Wissen, Markus (2016): Jenseits der carbon democracy. Zur Demokratisierung der gesellschaftlichen Naturverhältnisse. In: Alex Demirovic (Hrsg.): Transformation der Demokratie - demokratische Transformation. Münster: Westfälisches Dampfboot, 48-66.
Holstenkamp, Lars; Radtke, Jörg (2018) (Hg.): Handbuch Energiewende und Partizipation. Wiesbaden: Springer VS. |