Kommentar |
Die Veranstaltung wird von den Mitgliedern der BMBF-Nachwuchsgruppe ‚flumen‘ durchgeführt und behandelt grundlegende Konzepte und Methoden des Ansatzes einer sozialökologischen Mentalitätsforschung, mit dem wir in der Gruppe arbeiten. Unter Mentalitäten verstehen wir von sozialen Gruppen geteilte Grundhaltungen und Einstellungen, die mit spezifischen Praxismustern einhergehen und mit gesellschaftlichen, politischen sowie technologischen Entwicklungen in engen Wechselwirkungen stehen. Der Fokus liegt dabei auf jenen Aspekten von Mentalitäten, die sich auf das Mensch-Natur-Verhältnis beziehen.
In Zeiten von Artensterben, der Ausbreitung von Plastikmüll und der alles überschattenden Klimakrise verschärfen sich gesellschaftliche Konflikte um den Umgang mit natürlichen Ressourcen, die Nutzung von Ökosystemen und die Notwendigkeit einer nachhaltigen Wirtschaftsweise. In gemeinsamer Lektüre und Gruppenarbeiten erschließen wir uns zentrale Texte der klassischen Mentalitätsforschung sowie aktuelle Arbeiten zum Thema. Kernfragen sind dabei unter anderem, wie Mentalitäten in den verschiedenen Ansätzen erforscht und welche Formen von Mentalitäten dabei identifiziert werden. Weiterhin untersuchen wir, wie die historischen Wechselwirkungen zwischen Mentalitäten und gesellschaftlichen Strukturen fossil-kapitalistischer Gesellschaften verstanden und wie gegenwärtige und kommende Konflikte um sozial-ökologische Transformationen mentalitätstheoretisch erfasst werden können.
Ein zentraler theoretischer Bezugspunkt ist dabei die Soziologie Pierre Bourdieus, es wird aber auch ein breites Spektrum anderer Ansätze diskutiert, die insbesondere die bei Bourdieu unterbelichtete Dimension der Naturbeziehungen erhellen können. Ziel ist es, ein Verständnis zu gewinnen von der Struktur und den Kräfteverhältnissen zwischen Mentalitäten und Milieus im sozialökologischen Feld: Wie und warum unterscheidet sich das Denken und Handeln von Klimaaktivist:innen, Autoliebhaber:innen, Jetsetter:innen, engagierten Gewerkschafter:innen und anderen, welche Konflikte resultieren daraus, und wie sind Lösungen für diese Konflikte denkbar?
Teilnahmenachweise können durch die aktive Mitgestaltung einer Sitzung erworben werden, Leistungsnachweise durch eine Hausarbeit. |