Kommentar |
„Die wahre Schranke der kapitalistischen Produktion ist das Kapital selbst“, notiert Marx im dritten Band des Kapital. Die Produktion zyklischer Krisen ist Ausdruck dieser immanenten Schranke der kapitalistischen Produktionsweise. Jede Strategie, mit der das Kapital versucht, seine Krisentendenzen zu überwinden, stellt ihm – so Marx – „diese Schranken aufs neue und auf gewaltigerem Maßstab entgegen“. – Ökonomische Krisen gelten in der Tradition der Kritik der Politischen Ökonomie seitdem als Bestandsgefährdungen eines ökonomischen Entwicklungsmusters, wenn nicht der vorherrschenden Produktionsverhältnisse selbst. Oft jedoch konnten die herrschenden Klassen ihre vorhandene Macht in den Krisen zur Restauration ihrer Herrschaft nutzen. Historisch lassen sich aber ebenso Krisen identifizieren, in der die Krisenüberwindung die Ablösung des alten Machtblocks und die Durchsetzung eines neuen ökonomischen Entwicklungsmodells erzwang. In solchen Fällen spricht Gramsci von „passiven Revolutionen“, in denen die Reproduktion der kapitalistischen Produktionsverhältnisse die Neuzusammensetzung des Machtblocks und die Durchsetzung neuer politökonomischer Entwicklungsweisen erzwingt. – In der „ökonomisch-ökologischen Zangenkrise“ (Dörre) der Gegenwart werden erneut diese Fragen aufgeworfen: Restauration überkommener Herrschaft, kapitalistische Erneuerung oder Überwindung bestehenden Produktionsverhältnisse?
Im Seminar werden ausgehend von den Marxschen „Bewegungsgesetzen“ der kapitalistischen Produktionsweise seine historischen Krisenwirklichkeiten dargestellt. Historisch-kritisch werden kontroverse theoretische Erklärungsansätze kapitalistischer Krisen und Umwälzungen diskutiert, um deren Beitrag zum Verständnis aktueller Entwicklungstendenzen der kapitalistischen Produktionsweise auszuloten. Das Seminar findet als Blockveranstaltung statt. In der konstituierenden Sitzung in der ersten Semesterwoche werden die Termine für zwei Wochenendblöcke vereinbart. |