Was ist der Ursprung des Bösen? Ist Gott für das Leid des Menschen verantwortlich? Warum sündigt der Mensch?
Diese Fragen durchziehen die vierzigjährige Schaffensperiode des antiken Kirchenvaters Augustinus von Hippo (354–430 n. Chr.). Die ersten ernsthaften Versuche einer Beantwortung dieser menschlichen Grundfragen bietet Augustinus in seiner Frühschrift über den freien Willen, „de libero arbitrio“. Nicht Gott ist für das Übel in der Welt verantwortlich und auch kein absolutes Prinzip des Bösen, sondern der gefallene Mensch selbst, der sich freiwillig für die Sünde entscheidet. Infolge dieser Gedanken bietet Augustinus am Ende des Werkes erstmals die Grundzüge seiner Erbsünden- und Gnadenlehre.
In der Übung wird das Werk „de libero arbitrio“ in deutscher Übersetzung im Zentrum stehen. Die Lektüre des gesamten Textes soll einerseits in die Argumentationsstrukturen des frühen Augustinus einführen, andererseits den Ausgangspunkt dafür bilden, das Problem der Willensfreiheit in späteren Entwürfen des Augustinus zu beleuchten. Unterstützt wird der augustinische Text von ausgewählten Entwürfen zur Willensfrage im Allgemeinen. |