In den letzten Jahrzehnten hat sich ein Altersbild durchgesetzt, das sich nicht in der Aussicht auf einen von Abhängigkeit und Krankheit geprägten Lebensabend erschöpft, sondern mit der Vorstellung eines selbstbestimmten, produktiven und gesunden Lebens auch nach Ende der Erwerbsarbeit verknüpft ist. Da insbesondere kognitiver Abbau die Voraussetzungen für ein selbstständiges und produktives Leben im Alter bedroht, ist wenig verwunderlich, dass sich der Erhalt der kognitiven Leistungsfähigkeit zum zentralen Feld individueller und biopolitischer Anti-Aging-Bemühungen entwickelt hat.
Diese Entwicklung fällt zusammen mit einem paradigmatischen Umbruch in der neurowissenschaftlichen Demenzforschung. Nachdem die Fortschritte in der kurativen und symptomatischen Behandlung von Demenzerkrankungen in den letzten Jahren trotz massiver Forschungsanstrengungen eher bescheiden geblieben sind, konzentriert man sich nun auf die Diagnose und Prävention von Demenz bereits in präklinischen Krankheitsstadien.
Ziel des Seminars ist es, das gerontologische Leitbild erfolgreichen Alterns und den Demenzpräventionsdiskurs im Kontext aktivierender Sozialpolitik zu untersuchen. In der ersten Sitzung vollziehen wir die Debatte um den sozialpolitischen Wandel der letzten Jahrzehnte nach und diskutieren das normative Leitbild erfolgreichen Alterns. Anschließend setzen wir uns mit den Grundzügen qualitativer Inhaltsanalyse auseinander und führen in Kleingruppen eine eigene empirische Untersuchung zu Demenprävention in unterschiedliche diskursiven Kontexten durch. |