Kommentar |
Das ‚Übernatürliche‘ durchzieht die mittelalterliche Literatur in vielerlei Gestalt. Der Dämon Nasion fordert Wolfram von Eschenbach zu einem Rätselwettkampf heraus – in einem Lied des ‚Wartburgkrieges‘, dessen Melodie als ‚Schwarzer Ton‘ des Zauberers Klingsor galt. In Rezeptbüchern finden sich Zaubersprüche zur praktisch-magischen Anwendung, häufig mit dem Vaterunser unterfüttert. Zauberkräftige Feen begegnen vornehmlich in fiktionaler Literatur, wurden aber nicht (nur) als fiktive Wesen verstanden – wie man eine finden und heiraten kann, ließ sich ebenfalls nachlesen. Faszination übten auch magische sowie heilige Gegenstände aus, die vielfach zu zentralen Erzählmotiven wurden. Gott selbst tritt, nicht nur als ‚deus ex machina‘, in einigen Texten handelnd auf.
Die Vorlesung soll einen Einblick in die Vielfalt und Ambivalenz der nicht immer scharf zu trennenden Phänomene Wunder, Zauber, Dämonie in mittelalterlicher Literatur bieten und die einschlägigen Forschungsdiskussionen dazu vorstellen. |