Die Vorlesung ist Teil des Vorlesungszyklus zum "langen" 19. Jahrhundert (1789-1914). Sie behandelt den Entstehungsprozess und die Strukturbedingungen der deutschen Reichsgründung von 1870/71 im Kontext der internationalen Staatenwelt. Dabei wird der Reichseinigungsprozess sowohl ideengeschichtlich als auch sozial-und politikgeschichtlich hergeleitet. Dieser Prozess beginnt bereits um 1808/10 und erfährt durch die 48er-Revolution eine enorme Dynamisierung, die erkennen lässt, dass die deutsche Reichsgründung kein einseitiger Akt "von oben" und nicht nur eine "Kriegsgeburt" darstellt, sondern aus einem langen wechselseitigen Prozess gesellschaftlicher Bewegung und staatlicher Reform entstanden ist. Dieser "innere Nationsbildungsprozess" vor allem seit den 1850er Jahren steht im Kontext der Politik der internationalen Staatenwelt, die auf die Reichsgründung einwirkt und diese mit beeinflusst.
Die Vorlesung ist staatsexamensrelevant und zugleich an Studierende jeden Semesters gerichtet.
Literatur: Böhme, H. (Hg.): Probleme der Reichsgründungszeit 1848 bis 1879. Köln u. a. 1968.
Kolb, E. (Hg.): Europa und die Reichsgründung. Preußen-Deutschland in der Sicht der großen europäischen Mächte 1860-1880. München 1980.
Schulze, H.: Der Weg zum Nationalstaat. Die deutsche Nationalbewegung vom 18. Jahrhundert bis zur Reichsgründung. München 1985. |