Kommentar |
Als der in Einsamkeit aufgezogene Sohn des Eremiten Filippo Balducci das erste Mal nach Florenz kommt, so schildert es Giovanni Boccaccio in seinem Decameron, verschlägt es ihm die Sprache. Aber das Staunen weicht bald der Neugierde: Welchen Namen tragen die prächtigen Gebäude und Einrichtungen? Und wie nennt man die schönen jungen Frauen, die hier anzutreffen sind? Dem Monte Senario als Ort asketischer Weltflucht stellt Boccaccio die Stadt als Raum der Sprache und Zivilisation gegenüber.
Für die Herausbildung der volkssprachlichen Dichtung kommt der Stadt Florenz unter den mittelalterlichen Kommunen herausgehobene Bedeutung zu. Hier kristallisiert sich im Due- und Trecento das Interesse der Dichter, kraft ihrer Rede einen Raum von Öffentlichkeit herzustellen und das Gemeinwesen in seinen sprachlichen Grundlagen zu reflektieren. Anhand von zehn literarhistorisch einschlägigen Orten, die man in in der Stadt auch heute noch besuchen kann, führt die Vorlesung in die frühe Florentiner Stadtdichtung ein. |