Kommentar |
„It´s the psychology, stupid!” könnte man in Variation von James Carville´s vielzitierter Sentenz mit Fug und Recht behaupten: Individuelle, wie gesellschaftliche psychische Prozesse – so die konstruktivistische Prämisse der Sozialpsychologie – wirken sich mitunter massiv auf unsere Lebenswirklichkeit, unsere Beziehungen und unser Handeln aus.
Die Sozialpsychologie greift dabei auf Erkenntnisse der Psychoanalyse, der Evolutions-, Kognitions-, der Verhaltens- und Neuropsychologie, wie auch der Kommunikationstheorie zurück. Angefangen bei Sigmund Freud und Theodor W. Adorno, über Kurt Lewin, bis hin zu Erwin Goffmann, Paul Watzlawick, Aaron Beck und Daniel Bar-Tal beleuchten so unterschiedliche doch sich ergänzende Wissenschaften die vielfältigen, manchmal kryptischen, manchmal evidenten Mechanismen, die individuelle wie Gruppenbeziehungen beeinflussen.
Emotionen beispielsweise gelten als Prismen von Selbst-, Fremd und Weltwahrnehmung, als Bindemittel zwischenmenschlicher Beziehungen und können Akteure zu mutigen oder fatalen Entscheidungen bewegen. Glaubensgrundsätze, Stereotype und Wissenskategorien können ebenfalls einen drastischen Einfluss auf die Wahrnehmung der Umwelt haben, indem sie selektieren, verzerren und werten.
Diese zutiefst menschlichen Eigenschaften wirken sich schließlich auch erheblich auf die Dynamiken innerhalb und zwischen Gruppen aus: Psychologische Experimente belegen beispielsweise, dass allein die Zugehörigkeit zu einer wie auch immer definierten Gemeinschaft ihr gegenüber schon positive Gefühle und wohlwollende Bewertungen motivieren, während umgekehrt die Einstellungen gegenüber der „Outgroup” deutlich nachteiliger ausfallen. Solche und andere Prozesse sind insbesondere für die Erklärung von Konflikten, deren Ursache und Transformation und damit auch für die Theorien der Internationalen Beziehungen, der Friedens- und Konflikt-, wie auch der Versöhnungsforschung von essentieller Bedeutung.
Die vielfältigen Interaktionen von Identität, Emotion, Kognition und Handlung sollen im Mittelpunkt dieser Einführung in die Sozialpsychologie aus IB-Sicht stehen. Im Rekurs auf Theorien der sozialen bzw. emotionalen Identität (TSI/TEI), der kollektiven Erinnerung, der Rolle historischer Narrative und der Diskurstheorie Foucaults sollen internationale Konfliktbeziehungen, insbesondere „unteilbare Konflikte” beleuchtet werden und an anschaulichen Beispielen illustriert werden. |
Bemerkung |
Wer die erste Sitzung der Lehrveranstaltung versäumt, ohne sich vorher schriftlich oder persönlich zu entschuldigen, kann den Anspruch auf einen Platz in der LV verlieren, wenn es mehr Interessenten als Plätze gibt. Dies gilt ungeachtet der Platzzuweisung durch Friedolin und ist im Einklang mit der grundsätzlichen Aufhebung der Anwesenheitspflicht.
Das Seminar setzt die regelmäßige und gründliche Lektüre der Seminarliteratur voraus. Es schließt mit einem Take-Home-Exam ab, das auf der Seminarliteratur begründet ist. |