Kommentar |
Mehrsprachigkeit ist ein zentraler Bestandteil unserer Gesellschaft und wichtiger Faktor in aktuellen Integrationsdebatten. Sprachliche Integration kann jedoch nicht nur am Erwerb phonologischer oder grammatischer Strukturen des Deutschen bemessen werden, sondern auch am Erwerb kulturspezifischer Praktiken und pragmatischer Marker in der Interaktion. Innerhalb der Zweitspracherwerbsforschung (L2-Erwerb) wurde dieser Fokus auf pragmatischen Erwerbsformen lange vernachlässigt. Wenn pragmatische Phänomene innerhalb der Forschung zur second language acquistion (SLA) in den Blick genommen wurden, geschah das vor allem unter sprachpädagogischer Perspektive. Erst in den letzten Jahren entwickelt sich ein zunehmendes Interesse an Fragen des pragmatischen Transfers, welche die Rolle des Inputs und der sozialen Interaktion stärker betonen. Die meisten dieser Arbeiten zum pragmatischen Transfer sind im Rahmen des L2-Erwerbs der englischen Sprache entstanden und fokussieren Formen interkultureller Höflichkeits- oder Anredepraktiken. Innerhalb der Deutsch als Zweitsprache (DaZ)-Forschung spielt der Erwerb oder Transferprozesse pragmatischer Handlungen weiterhin eine untergeordnete Rolle. Im Seminar werden wir zunächst die einschlägigen Arbeiten zum Thema Pragmatik und Mehrsprachigkeit kritisch rezipieren. Anschließend werden Überlegungen angestrengt, wie die Kombination dieser interdisziplinären Forschungsbereiche sowohl mithilfe qualitativer als auch quantitativer Methodik erweitert werden kann. In diesem Rahmen sollen von den StudentInnen anwendungsbezogen eigene kleine Projekte mit DeutschlernerInnen unterschiedlichster Muttersprachen angefertigt werden. |