Kommentar |
"Big Data" – für Datenschützer ist das ein Szenario von Überwachung und Ausverkauf der letzten verbliebenen Privatsphäre, für die New Economy eine Verheißung neuer Märkte von Nutzungsprofilen, für Ermittlungsbehörden eine Aussicht auf neue Werkzeuge zur Strafverfolgung oder -prävention und für die Forschung eine Hoffnung auf die nächste Projektfinanzierung…
So oder so – Big Data verspricht die Ermittlung von Informationen, die nicht absichtlich in Daten kodiert worden sind. So erlauben beispielsweise die eigenen Stromverbrauchsdaten einen Rückschluss auf das Fernsehverhalten, Nachrichtenströme auf Twitter die Prognose von Grippewellen oder Massenspektroskopiedaten Aussagen über Teilchen, die sich der direkten Beobachtung entziehen. Diese Informationen "zwischen den Zeilen" können also Eingriffe in die informationelle Selbstbestimmung, verwertbare Produkte oder neue wissenschaftliche Erkenntnisse nach sich ziehen. Die neuen Anforderungen, die das Speichern und Verarbeiten von Daten in der Größenordnungen von Petabytes stellt, lassen Big Data nicht nur zu einer eigenständigen Disziplin der Informatik werden. Es stellen sich auch zahlreiche (wissenschafts-)philosophische Fragen – z.B., wie empirische Wissenschaften in Zukunft betrieben werden, wenn das manuelle Auswerten kolossaler Datensammlungen unmöglich wird.
Wir möchten im Seminar die unterschiedlichen Facetten von Big Data aus der Perspektive verschiedener Disziplinen kritisch untersuchen. |