Kommentar |
Inhalte der einzelnen Seminare:
Gruppe 1 & 2: Visualisierte Lebenswelten. Comics mit geographischem Blick lesen lernen.
"Asterix", "Tim und Struppi", "Lucky Luke", die Superheldencomics wie Superman, Batman, Spider-Man, Science-Fiction- oder Fantasy Comics sind nicht nur bei Jugendlichen beliebt, sie haben eine weltweite Fangemeinde. Comics galten aber lange Zeit als Schundliteratur, denn auf den ersten Blick hatte man den Eindruck, dass die Kombination aus Bild und Text wenig tiefgründig, kaum gehaltvoll ist. Mittlerweile hat sich der schlechte Ruf der Comics längst gewandelt. Comics haben sich von der Unterhaltung für Kinder zu einer allseits respektierten Kunstform entwickelt und auch Anerkennung in der Literaturwelt gefunden. So sind z.B. die Graphic Novels und die Mangas, die japanischen Comics, bekannt für längere und anspruchsvolle Geschichten. Seitdem nun auch ernstere Themen verarbeitet werden, interessiert sich auch die Wissenschaft für Comics. Aus den Comics stechen auch solche hervor, die zentrale geographische Themen bearbeiten, z.B. Fragen nach Landschaft, nach Heimat und Fremde, nach Natur oder gesellschaftlicher Integration. Comics lassen sich also mit Fug und Recht als innovative Formen der Vermittlung geographischer Themen bezeichnen. In unserem Seminar befassen wir uns mit unterschiedlichen Comic Genres, wir lesen Comics mit geographischem Blick und reflektieren unsere Befunde u.a. im Hinblick auf die Frage, inwiefern sich Comics im Geographieunterricht behandeln lassen. Die Bereitschaft zur Anwesenheit, sowie Lust zu aktiver, experimenteller Mitarbeit wird vorausgesetzt.
Gruppe 3: Spiele(n) im Geographieunterricht
In diesem Seminar sollen sowohl das Medium Spiel (Gesellschaftsspiele, Brettspiele, digitale Spiele, …) als auch das Spielen an sich für den Geographieunterricht erprobt, didaktisch-konzeptionell ausgearbeitet und reflektiert werden. Dabei beschreibt das Spielen eines Gesellschaftsspiels einen Prozess in dem für die Spielenden nicht nur die Welterschließung im Vordergrund steht, sondern auch das Selbst allmählich zum Vorschein kommen kann. Dieser Aushandlungsprozess des Selbst mit der Welt, kann auch als ein performativer Prozess entdeckt und reflektiert werden (Pen & Paper-Rollenspiele, …).
Während des Seminars haben die Teilnehmenden die Gelegenheit, ihre eigenen Lehrkonzepte in Zusammenarbeit mit ihren Kommilitonen teilweise zu erproben und zu reflektieren. Durch eine kritische Auseinandersetzung und Dekonstruktion, kann die Vielseitigkeit von Raumpraktiken in alltäglichen Handlungssituationen erfahren werden und ein Erkenntnisgewinn stattfinden. Voraussetzung dafür ist eine Diskussion von Welt- und Menschenbildern, die diesen Medien zugrunde liegen. Durch eine angeleitete Konstruktion, Dekonstruktion und Rekonstruktion der Vermittlungsform, soll ein Nachdenken über den Mehrwert für geographische Lernprozesse ermöglicht werden.
Gruppe 4: Inszenierung von Geographieunterricht
In diesem Seminar sollen ausgehend des Verständnisses der Dramaturgie des Unterrichts (Hausmann) und den Prinzipien der Lehrkunst (Wagenschein, Schulze) schon bekannte Lehrstücke für den Geographieunterricht erprobt werden. Nach dem Durchdringen der Theorielinie sollen in dem Seminar ausgehend konkreter erfahrungsbasierter Phänomene eigene Szenen oder ganze Lehrstücke entwickelt und im Seminarkontext herausgearbeitet und angepasst werden. Ziel des Seminars ist es, komplexe Themen in ihrer Fachlichkeit zu begreifen und so zu bearbeiten, dass sie in die Selbst- und Weltverhältnisse der Lernenden eingreifen. Damit wird in diesem Seminar der Versuch unternommen die existenziellen Fragestellungen in der Welt der Krisen anzugehen und die anthropologische Fragestellung nach dem „Wie?” des Menschen in der Welt zu thematisieren und zu reflektieren.
Voraussetzung für dieses Seminar ist, dass sie Lust darauf haben sich selbst auch als Lehrperson in Szene zu setzen, um so ihr Handeln kritisch in den Blick zu nehmen. Da die Lehrkunst auch immer wieder einen Seitenblick zum Theater wagt, werden hier in diesem Seminar auch Elemente der Theaterpädagogik angewendet werden.
Gruppe 5 & 6: Kritik und Utopie – zur Relevanz des Utopie-Begriffs für eine kritische Geographiedidaktik
In diesem Seminar beschäftigen wir uns intensiv mit der Frage, wie Geographieunterricht im Sinne einer kritischen Theorie gestaltet werden kann. Im Fokus steht eine Fachdidaktik, die den Anspruch verfolgt, kritisch-emanzipatorische Zielsetzungen zu erreichen. Dabei untersuchen wir, wie Unterrichtsinhalte gesellschaftskritisch und angemessen vermittelt werden können. Eine zentrale Frage lautet: Welche Kriterien müssen erfüllt sein, um Geographie „kritisch“ zu unterrichten? Was bedeutet es jedoch, „kritisch“ zu sein? Im Seminar setzen wir uns grundlegend mit dem Begriff des „Kritischen“ auseinander und hinterfragen, ob alles, was als „kritisch“ gilt, auch tatsächlich fundiert ist. Diese Reflexion ist notwendig, um den Begriff präzise und im Kontext der Geographiedidaktik sinnvoll anzuwenden.Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Bedeutung des Utopiebegriffs. Welche Rolle kann Utopie in einer kritischen Geographiedidaktik spielen? Können utopische Vorstellungen als Leitbilder dienen, um im Unterricht eine gerechtere und nachhaltigere Welt zu thematisieren? Diese und ähnliche Fragen werden wir gemeinsam diskutieren und den utopischen Horizont als kritische Kategorie hinterfragen. Das Seminar bietet Raum für Diskussionen, kritische Reflexionen und die Entwicklung theoretischer wie praktischer Ansätze für einen Unterricht, der sich durch kritisches Denken und emanzipatorische Zielsetzungen auszeichnet. Gemeinsam entwickeln wir eine Fachdidaktik, die über den Tellerrand hinausblickt und Geographie als Fach kritischer Reflexion neu interpretiert.
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