Kommentar |
Seit einiger Zeit hat sich das Berufsbild des literarischen Übersetzers/der literarischen Übersetzerin grundlegend verändert. Früher wurde der Beruf als rein „dienstleitender” aufgefasst, Aufgabe der Übersetzung war, den Inhalt des Werks zu transportieren, und zwar oftmals unter Auslassung von Textstellen, die dem Übersetzer/der Übersetzerin als für die Handlung unwesentlich schienen oder unter eigenmächtiger „Bearbeitung” verschiedener Passagen durch Übersetzer/-in oder Lektor/-in. Heute dagegen setzt sich literarische Übersetzung zum Ziel, Inhalt und Form des Originals in der Zielsprache zu erhalten, also auch die stilistischen Eigenheiten des Autors/der Autorin in einer anderen Sprache möglichst genau wiederzugeben. Eine oft schwierige, manchmal sogar unlösbare Aufgabe.
Im Rahmen der Gastdozentur für literarische Übersetzung soll durch praktische Übersetzungsarbeit an unterschiedlichen Textausschnitten aus Werken der russischen Literatur (Prosa und Lyrik) mit genauem Blick für das Original und die stilistischen Eigenheiten des Textes ein Bewusstsein dafür vermittelt werden, was übersetzen heißt, und mit welchen Schwierigkeiten man dabei konfrontiert ist. Darüber hinaus sollen auf Grundlage der Lektüre von Aufsätzen und des Vergleichs unterschiedlicher Übersetzungs„angebote” Fragen zu Übersetzungstheorie diskutiert werden. |