Unter „Bewegung” lassen sich in der Philosophie zwei Debatten unterscheiden:
1) Unter dem Bewegungsbegriff werden Fragen nach Wesen, Form und Relation von Veränderung und Sein diskutiert. Es handelt sich also um ontologische als metaphysische Fragen. Historisch kann diese Diskussion in der westlichen Philosophie vornehmlich von den Vorsokratikern bis Hegel verortet werden.
Im Seminar werden wir uns mit der anderen Debatte zum Thema der Bewegung beschäftigen:
2) Ungefähr seit Descartes wird mit dem Begriff der Bewegung auch die menschliche Selbst- oder Eigenbewegung thematisiert. Insbesondere seit dem 20. Jahrhundert hat sich hier eine vielfältige Diskussion entwickelt. Bewegung konnte deswegen zu einem Thema in der Philosophie werden, weil sie grundlegende Herausforderungen für das Verständnis des Verhältnisses von Bewusstsein und Körper darstellt. Es handelt sich in diesem Sinne also vornehmlich um Fragen im Bereich der Philosophie des Geistes. Wie sind etwa Reflexe zu kategorisieren? Was hat es mit Phantomschmerzen auf sich? Welche Rolle spielt Bewegung für Wahrnehmung, gar um überhaupt wahrnehmen zu können? Ist Geist mehr als Gehirn, nämlich etwa Interaktion mit der Umwelt qua Bewegung?
Das Seminar hat zum Ziel Selbst- oder Eigenbewegung als philosophisches Thema auszuweisen und in dieses einzuführen. Da die Texte disziplinär breit aufgestellt sind, ist das Seminar auch für diejenigen interessant, die einen Einblick in Neurowissenschaft, Kognitionswissenschaft, Phänomenologie und Ästhetik haben möchten. So gesehen ist das Seminar Einführung in das Thema der Selbstbewegung, in Fragen der Philosophie des Geistes und in die Forschungsperspektiven von Neurowissenschaft, Kognitionswissenschaft, Phänomenologie. Die Textauswahl umfasst Autoren wie beispielsweise Helmuth Plessner, F.J.J. Buytendijk, Edmund Husserl, Iris Marion Young, Maxime Sheets-Johnstone, Alva Noë und Francisco Varela. Für eine erfolgreiche Teilnahme ist die Lektüre und Vorbereitung der Texte Voraussetzung. Neben den inhaltlichen Zielen sollen sie auch lernen, wie man Positionen und Argumentationen rekonstruiert und kontextualisiert.
Das Seminar findet erst am 17.4. statt! |