Kommentar |
Seit dem 19. Jahrhundert vermessen sich Gesellschaften mit wissenschaftlichen Methoden selbst, um Wissen über ihre Verfasstheit zu produzieren. Die beteiligten Expert:innen, ihre Forschungsdaten und die daraus abgeleiteten Ergebnisse beeinflussen seitdem nicht nur politische Entscheidungen, sondern prägen auch öffentliche Debatten. Gleiches gilt für historische Forschung, in der sozialwissenschaftliche Deutungsangebote von vergangenen Gegenwarten fest verankert sind. Am Beispiel von ausgewählten Studien und amtlichen Statistiken aus Europa und den USA wie Volkszählungen oder dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) werden in der Übung Prozesse der „Verwissenschaftlichung des Sozialen“ (L. Raphael) untersucht. Ziel ist auch, den eigenen Umgang mit historischen Daten, Statistiken und sozialwissenschaftlichen Begriffen selbstkritisch zu hinterfragen.
Literatur: Raphael, Lutz, Die Verwissenschaftlichung des Sozialen als methodische und konzeptionelle Herausforderung für eine Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts, in: Geschichte und Gesellschaft 22 (1996) 2, S. 165-193; Graf, Rüdiger/Priemel, Kim Christian, Zeitgeschichte in der Welt der Sozialwissenschaften. Legitimität und Originalität einer Disziplin, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 59 (2011) 4, S. 479-508; Sarasin, Philipp, Was ist Wissensgeschichte?, in: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur (IASL) 36 (2011) 1, S. 159-172. |