Kommentar |
Ein kritischer, reflektierter Zugang zur Geschichte hat es in Russland schwer. Unmöglich ist er nicht. Seit den späten 1980er Jahren hat die Gesellschaft „Memorial“ die stalinistischen Verbrechen umfassend dokumentiert, Betroffenen und ihren Familien zugehört und auf dieser Basis einer menschenrechtlich fundierten Öffentlichkeit institutionellen Rückhalt zu geben versucht. Im Dezember 2021 wurde sie in Russland aufgelöst. Gemeinsam lesen wir im Seminar Quellentexte zu den unterschiedlichen Phasen und Facetten dieser Entwicklung und ihren Hintergründen und suchen nach neuen Zugängen zur jüngsten Zeitgeschichte Russlands.
Literatur: Fein, Elke: Geschichtspolitik in Russland. Chancen und Schwierigkeiten einer demokratisierenden Aufarbeitung der sowjetischen Vergangenheit am Beispiel der Tätigkeit der Gesellschaft MEMORIAL. Münster 2000; Roginskij, Arsenij: Fragmentierte Erinnerung. Stalin und der Stalinismus im heutigen Russland, in: Osteuropa 67 (2017), 11-12, S. 81–88; Scherbakowa, Irina: Memorial unter Druck. Techniken des repressiven Staates in Russland, in: Osteuropa 70(2020), 3-4, S. 215–228. |