Kommentar |
Der demographische Wandel scheint jeden Feuilletonisten herauszufordern, sich in einem Meinungsbeitrag zu ihm zu verhalten und darzulegen, was nun die Wirtschaft, die Jungen, die Politik zu erwarten – und die Alten dagegen zu tun hätten. Die Möglichkeit verschiedener Lesarten der sich verändernden Altersstruktur wird dabei allzu gern ausgeklammert. Die demographischen Veränderungen sind unbestreitbar vorhanden, die aus ihnen abgeleiteten Forderungen, Krisendiskurse und Bewältigungsstrategien jedoch ein Produkt menschlicher Interpretation. In der einschlägigen Rezeption dominieren vor allem Alterslastdiskurse, die wirtschaftliche Einbußen vorhersagen und Alte zur Aktivität auffordern. Zur Diskussion stehen sollte hier einerseits das vorherrschende Altersbild – das der belastenden, aber doch jungen und zu aktivierenden Alten, die durch Eigeninitiative ihren Beitrag leisten sollen – und die Setzung, dass Menschen und ihr Wert an ihrer wirtschaftlichen Leistung oder Belastung zu bemessen wäre.
Im Seminar wird zuerst erörtert, wie sich die Diskurse um Alter und Altsein in den letzten Jahren verändert haben und was diese ausmacht. Im zweiten Teil wird danach gefragt, was diese Altersbilder mit der kapitalistischen Produktionsweise zu tun haben.
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