Kommentar |
Kleists Dramen und Erzählungen entwerfen häufig Kriminalfallszenarien, bei denen es darum geht, ein Verbrechen oder Vergehen buchstäblich ›aufzuklären‹. Der Verstand und die sinnliche Wahrnehmung als die großen Instanzen des aufgeklärten Zeitalters kommen dabei in besonderer Weise zum Einsatz. Gleichzeitig aber inszenieren die Texte immer wieder sinnliche Täuschungen, das ›Sehen‹ wird zum ›Versehen‹, das ›Hören‹ zum ›Verhören‹ im doppeldeutigen Sinne des Wortes. In dem Seminar werden wir die Texte Kleists lesen und nach dem Verhältnis von Aufklärungsoptimismus und Skeptizismus befragen. Dabei werden auch Verbindungen zur philosophischen und ästhetischen Theorie der Zeit gezogen, wird Kleist als ein Autor um 1800 gelesen, der gleichwohl keiner der Literaturströmungen der Zeit ganz angehört, sondern eine ganz eigene, bis heute faszinierende Schreibform entwickelt. |