Kommentar |
Wir erleben gegenwärtig einen wahren Boom autobiographischen und autofiktionalen Erzählens zu den Themen Herkunft und Klasse, den ich im Titel des Seminars als "Arbeiterkinderliteratur" zugespitzt habe: Ein Auftakt für die breite öffentliche und mediale Diskussion war Didier Eribons "Rückkehr nach Reims", das auch in der Soziologie breit rezipiert worden ist und sicherlich zu den sozialwissenschaftlichsten Büchern des Genres zählt. Weitere, viel diskutierte Namen sind Annie Ernaux, Edouard Louis, Christian Baron, Deniz Ohde u.v.m. Das Seminar folgt zwei zentralen Ideen: Zum einen der Idee, Literatur und Soziologie (näher) zusammenzubringen, zum anderen der Frage, was wir aus dieser Literatur über Klassenverhältnisse lernen und warum es diese Form der Thematisierung brauchte, um die Klassenperspektive in die breite, öffentliche Debatte (zurück) zu holen. Wir werden die Lektüre ausgewählter Romane und Autobiographien mit der Lektüre soziologischer Texte zu Klassenverhältnissen verbinden und uns v.a. auch mit dem Verhältnis von Klasse und Klassismus beschäftigen.
Zentrale Voraussetzung für das Seminar ist die Lust am Lesen, denn das Lesepensum wird anders (weniger wissenschaftlich und quantitativ umfassender) sein als in anderen Seminaren - weil wir im Laufe des Semesters vier bis fünf Bücher aus dem Genre "Arbeiterkinderliteratur" lesen werden. |