Kommentar |
Soziale Ungleichheit, soziale Spaltung, soziale Frage – es gibt unterschiedliche Formulierungen für die disparaten Eigentumsverhältnisse moderner Gesellschaften. Die Evidenz der ungleichen Ressourcenverteilung ist ebenso allgemein bekannt, wie deutlich in ihren Dimensionen: Einer enormen Konzentration von Vermögen steht ein großer Teil der Weltbevölkerung gegenüber, der für seinen Selbsterhalt auf Löhne angewiesen ist. Der Klassenbegriff erhebt – anders als Schicht- oder Milieukonzepte – den Anspruch, die ungleiche Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums ursächlich zu erklären und konstatiert ein Kausalverhältnis zwischen dem „Glück der Starken” und der „Not der Schwachen” (Luc Boltanski).
Dieser in der Soziologie umstrittene Begriff erlebt in jüngeren öffentlichen Debatten eine Renaissance. Spätestens seit dem Roman „Rückkehr nach Reims” von Didier Eribon haben Feuilleton und Wissenschaft den Begriff der Klasse und die damit bezeichneten sozialen Verhältnisse wiederentdeckt. Eine noch zaghafte „neue Klassendiskussion” hat sich entwickelt, die einerseits Klasse als politische Mobilisierungskategorie zu rehabilitieren sucht und andererseits konzeptuelle und theoretische Fragen verhandelt. Letzteres Anliegen greift das Seminar auf und konzentriert sich dabei auf soziologische Theorien der Klassengesellschaft. Die zentrale Frage des Seminars lautet, ob und wie sich die Gegenwartsgesellschaft angemessen als Klassengesellschaft verstehen und kritisieren lässt.
Im Seminar gehen wir chronologisch vor: Ausgehend von Primärtexten wird erarbeitet, was Karl Marx zu seiner Zeit unter Klassen verstanden hat. Ergänzt durch Sekundärtexte wird sich so ein begriffliches Fundament erarbeitet, um anschließend die Kritiken, Revisionen und Weiterentwicklungen in der Nachkriegssoziologie besser verstehen und bewerten zu können (u.a. Beck, Adorno, Bourdieu, Hall, Thompson). Im dritten Block stehen jüngere Klassenkonzepte im Fokus, um einen Eindruck von analytischen Herausforderungen von Klassentheorien im Gegenwartskapitalismus zu gewinnen. Hier können die konkreten Themenfelder an die Interessen der Studierenden angepasst werden (bspw. aktuelle Klassenkonflikte, Verhältnis von Geschlecht und Klasse, Klassen im Postfordismus).
Ziel des Seminars ist eine Einführung in soziologische Klassenkonzepte. Die Teilnahme am Seminar setzt dafür eine Bereitschaft zur (intensiven) Lektüre und Diskussion von Texten voraus, sowie der Bereitschaft zur Anfertigung eines Sitzungsprotokolls. In der ersten Sitzung werden der Seminarplan sowie der Ablauf vorgestellt. Das Seminar findet ONLINE in Form synchroner Sitzungen statt. BITTE TRAGEN SIE SICH IN DEN ENTSPRECHENDEN MOODLE KURS EIN.
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Leistungsnachweis |
BASOZ 42 aktive Teilnahme (PRÜFUNGsleistung Große Hausarbeit ist in dieser Veranstaltung nicht möglich)
BASOZ 43 aktive Teilnahme und ggf. Hausarbeit
BASOZ 44 aktive Teilnahme und ggf. mündliche Prüfung
BASOZ 45 aktive Teilnahme und ggf. Hausarbeit o. mündliche Prüfung
TEILNAHMEleistungen erfolgen ohne Prüfungsanmeldung in Friedolin. |