Kommentar |
Das Seminar bietet eine Einführung in den Ansatz der Kritischen Psychologie im Anschluss an die Kulturhistorische Schule der Psychologie (v.a. Leontev), der dann maßgeblich um Klaus Holzkamp entwickelt wurde. Dabei werden Inhalte aus der Einführungsvorlesung zur Soziologischen Theorie wiederaufgenommen und vertieft (z.B. Marx, Freud, Kritische Theorie).
Die Kritische Psychologie versteht sich als Subjektwissenschaft und stellt das Subjekt als sinnlich-körperliches, bedürftiges und interessiertes Wesen in den Mittelpunkt ihrer Theorie und Empirie. Das bedeutet, dass gesellschaftliche Bedingungen, v.a. die Kernprobleme des Kapitalismus der Entfremdung und Ausbeutung hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Subjekte analysiert werden.
Es wird deutlich, dass die Kritische Psychologie an kritische Analysen des Kapitalismus anschließt, über diese aber hinausgeht, indem sie nicht nur die Handlungsfähigkeit der Subjekte gegenüber den gesellschaftlichen Bedingungen betont, sondern auch Einblick in die ‘psychischen’, d.h. kognitiven, emotionalen und motivationalen Aspekte von Handlungsfähigkeit gibt.
Der Ansatz der Kritischen Psychologie ist daher ein gelungenes Beispiel Gesellschaftstheorie im umfassenden Sinne zu betreiben, d.h. hier werden anthropologische, psychologische, soziologische und ethische Erkenntnisse systematisch zusammengedacht.
Im Seminar werden unter anderem folgende Fragen diskutiert:
- Wie ist Gesellschaft möglich und was kennzeichnet sie zu anderen Formen der Kooperation?
- Gibt es eine ‘soziale Natur des Menschen’ und was ist darunter zu verstehen?
- Was ist menschliche Handlungsfähigkeit? Und welche Formen kann sie annehmen?
- Wie kommen motivierte Handlungen zustande? Und was behindert sie?
- Wie bedingt die kapitalistische Gesellschaftsstruktur unser Handeln? Was ändert sich dabei, wenn diese eine neoliberale Ausprägung annimmt?
- Wie entsteht unbewusstes Handeln? Und wie positioniert sich die Kritische Psychologie zur Psychoanalyse Freuds?
- Wie lässt sich mit dem Ansatz der Kritischen Psychologie zu konkreten Themen (z.B. Rassismus, Folter, Prekarität) forschen?
Das Seminar ist interdisziplinär ausgerichtet, setzt aktive Teilnahme, das Lesen und Diskutieren von (Basis-)Texten, und Inputs seitens der Studierenden voraus.
Literatur zu Einführung:
- Holzkamp, Klaus (1984): "Die Menschen sitzen nicht im Kapitalismus wie in einem Käfig" Interview mit Klaus Holzkamp. Psychologie Heute 11. S. 29-37. http://www.kritische-psychologie.de/files/kh1984b.pdf
- Umfangreiche Informationsquelle zum Ansatz: http://www.kritische-psychologie.de
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Bemerkung |
Lt. Modulbeschreibung gilt, dass die dem Modul BASOZ 22 zugeordneten Seminare jedes Semester angeboten werden. Die Belegung ist deshalb grundsätzlich im Winter- wie im Sommersemester möglich.
Das Modul BASOZ 22 ist allerdings nach Möglichkeit im Sommersemester zu absolvieren, da die Seminare im Wintersemester zugleich dem Modul BASOZ 21 zugeordnet werden. |