Kommentar |
Eine einflussreiche Idee in der Einstellungsforschung besagt, dass Einstellungen und Bewertungen automatisch (z.B. unbewusst) erworben werden können. Automatischer Einstellungserwerb wird häufig mithilfe einer evaluative conditioning (EC) Prozedur untersucht: in dieser werden ursprünglich neutrale Stimuli (CSs) mit positiven oder negativen Stimuli (USs) gepaart und anschließende Bewertungen der CSs zeigen typischerweise, dass CSs, die mit positiven USs gepaart wurden, besser bewertet werden als CSs, die mit negativen USs gepaart wurden. Dieser sogenannte EC Effekt wird häufig mithilfe von CS-US Assoziationen erklärt: durch die zeitgleiche Präsentation von CS und US sind deren mentale Repräsentationen zeitgleich aktiviert, was wiederum ausreicht, damit sich ein Gedächtnislink zwischen diesen Repräsentationen ausbildet. Weiterhin wird häufig angenommen, dass die Bildung dieser Assoziationen automatisch abläuft, also z.B. ohne, dass eine Lernabsicht besteht oder dass die Stimuli bewusst wahrgenommen werden können. In dem Seminar soll die weit verbreitete Vorstellung, dass EC Effekte (und somit Einstellungen im Allgemeinen) über automatisch gebildete Assoziationen vermittelt werden, kritisch beleuchtet werden. Dazu arbeiten wir zunächst heraus, welche methodischen Ansätze überhaupt geeignet sind, um automatische Assoziationsbildung nachzuweisen. Darauf aufbauend befassen wir uns dann mit den einschlägigsten Studien, die (angeblich) Evidenz für oder gegen automatische und Assoziations-basierte EC Effekte produziert haben, und diskutieren deren methodische Güte sowie die Stärke der jeweils vorgebrachten Evidenz. |