Kommentar |
Medien stellen Geschichte dar, Medien können aber auch Geschichte „machen“ – ersteres etwa im globe- und oscargekrönten twelve years a slave (Steve McQueen, USA/GB 2013), letzteres beispielsweise mit Orson Welles Hörspiel The War of the Worlds, das 1938 in den USA eine Massenpanik auslöste, weil viele Menschen davon ausgingen, eine Livereportage der Invasion Außenirdischer zu hören.
Eine dritte Möglichkeit, die die vorigen beiden nicht ausschließt, wäre, dass Medien selbst eine spezifische Form von Geschichtserfahrung hervorbringen; dass also ihre audiovisuellen Modulationen ermöglichen, sinnlich und konkret zu erfahren, was Geschichte heißen kann oder in welchem Verhältnis individuelles Erleben und historische Zeitverläufe stehen. Dabei kommt es nicht nur auf das Beglaubigungs- und Authentizitätspotential von Bildern an, sondern auch auf die allumfassende Gegenwärtigkeit von Ton und Stimme, von Geräusch und artikulierter Äußerung. Das Seminar will anhand von Texten, Filmen, Hörspielen etc. versuchen zu verstehen, wie das Zusammenspiel audiovisueller Parameter in Bezug auf deren Produktion von Geschichtlichkeit funktioniert. Können Töne und Bilder Geschichtsbildner sein? Auf welche Weise? Verfolgen Ton und Bild dabei unterschiedliche Strategien? Wir werden aktuelle und historische Theorien und Positionen zur Geschichtsschreibung, zum historischen Potential von Ton und Bild sowie ihrem audiovisuellen Zusammenspiel lesen. Zudem werden wir uns fragen, auf welche spezifische Weise sich die Frage nach Geschichtlichkeit in verschiedenen Medien realisiert. |