Kommentar |
Die Soziologie interessiert sich schon seit längerem für Liebe und intime Beziehungen – und das ist kaum zufällig. Anhand dieser Thematik kann nämlich verdeutlicht werden, warum die Soziologie immer wieder ein so interessantes, lohnendes und mitunter komplexes Unterfangen ist. Bei der Beschäftigung mit intimen Beziehungen verzahnen sich mikrosoziologische Analysen mit institutionellen Verfasstheiten auf der Mesoebene und beide wiederum mit der gesellschaftstheoretischen Dimension auf der Makroebene. Im Unterschied zu einer rein psychologisch Beschäftigung mit Intimität/Liebe, setzt eine soziologisch-philosophische Beschäftigung explizit bei sozialen Konstellationen zwischen einem Ich und einem Anderen an. Hinzu kommt bei einer Soziologie der Liebe das Dritte als Medium, Figur und gesellschaftlich-moralische Institution/Dimension.
Die geplanten 12 Sitzungen (4 pro Tag) beschäftigen sich voraussichtlich mit den folgenden Themen: (1) Liebe und Geschlechterverhältnis, (2) Liebe und (Neo-)Sexualität/en, (3) Liebe und Homosexualität, (4) Liebe und Kapitalismus, (5) Romantik und der Code der Liebe, (6) Medien und Liebe: Onlinedating als intime Praxis, (7) Polyamourismus als experimentelle Lebensform, (8) Guter Rat ist teuer – Liebe im Ratgeberdiskurs, (9) Freundschaft als intime Beziehung?, (10) Zeiten der Liebe I – Beginn und Aufbau intimer Beziehungen, (11) Zeiten der Liebe II – Krise und Ende in intimen Beziehungen, (12) Sex und Geld: Prostitution als Intimkommunikation? Das dreitägige Blockseminar versteht sich als intensive Auseinandersetzung mit einer Thematik, die alle Teilnehmenden auf die eine oder andere Weise betrifft. Insofern sind alltagssoziologische Beobachtungen willkommen, diese sollen jedoch mit der wissenschaftlichen Literatur konfrontiert werden, so dass eigene Vorurteile, Meinungen und Klischees womöglich revidiert werden müssen. Von den Teilnehmer_innen sind Kurzreferate erwünscht, die im Sinne eines Inputs gehalten werden sollen. Eine rege Teilnahme in den Sitzungen wird vorausgesetzt. Damit eine möglichst vielfältige Diskussion der jeweiligen thematischen Blöcke gelingen kann, bedarf es einer intensiven Textlektüre vor dem eigentlichen Seminartermin. Die entsprechende Literatur wird rechtzeitig allen Teilnehmenden auf Workspace zur Verfügung gestellt. Die Themenvergabe erfolgt innerhalb der Vorbesprechung des Seminars, die am 03.11. von 16-18 Uhr, SR 308 (Carl-Zeiß-Straße 3) stattfinden wird.
Der Termin zur Abgabe einer Hausarbeit zum 2. Versuch ist der 30.05.2016.
Lektüre zum Einstieg:
Kuchler, Barbara und Stefan Behler (Hg.) (2014): Soziologie der Liebe. Romantische Beziehungen in theoretischer Perspektive. Berlin: Suhrkamp.
Barthes, Roland (1988, orig. 1977): Fragmente einer Sprache der Liebe. Frankfurt/Main: Suhrkamp. |