Kommentar |
Performance, Drama & Theater – ein interdisziplinäres Seminar zum Thema: Die Rückkehr der Gött:innen. Paganismus, Indigenität und Kapital im 21. Jahrhundert
Während die deutschen Aktivist:innen der ”Letzten Generation” mit betonverklebten Händen sich von der Autobahn durch Polizeigewalt stemmen lassen müssen, protestieren zeitgleich indigene Aktivist:innen Südamerikas gegen die Abholzung des Amazonas. Die Übertragung ist live, soziale Medien erlauben das Teilen. Das globale Drama erregt unterschiedlichste Gemüter. Sozial, ökologisch und kulturell lassen Klimawandel und Artensterben niemanden kalt. Und die Erde erwärmt sich weiter. Der Kreislauf des Lebens, wo Pflanzen einatmen, was Menschen, Tiere ausatmen, ist gestört. Der Wald stirbt, aber die Stimmung scheint noch nicht genug gekippt, als dass sich etwas änderte. Dieses Szenario der Katastrophe trägt viele Abstand schenkende Namen, etwa Anthropozän, und viele Phänomene bedingen es, allen voran Kapitalismus und Kolonialismus. Welche Stimmen kommen hier zur Sprache? Wie lassen sie sich ethnografisch erfassen, philologisch verstehen, theatralisch arrangieren, damit aus der Polyphonie der Stimmen im Wandel eine Stimmung der Chance entsteht, die Veränderung anstößt?
Das Seminar ist auf zwei Semester angelegt und lebt von Projektarbeit. Eine Teilnahme nur für ein Semester ist möglich. Das Seminar vermittelt Grundlagen der kultur- und literaturwissenschaftlichen Analyse.
Es verbindet Theaterpraxis mit
- Kulturtheorien der Performanz
- Sozialtheorien der Inszenierung
- Methode der Diskursanalyse
- Theorie des Dramas
- Konzepte des Animismus, Vitalismus und Paganismus
- Indigenität, Heimatkritik und Multikollektivität
Wir lesen und sehen
- Südamerikanische indigene Literatur und Filme
- Aktivistische Auftritte in sozialen Medien
- Ökofeministische und dekoloniale Theorie ebenso wie
- Literaturwissenschaftliche und ethnografische Textklassiker
- Anthropology in/of the South
Wir entwickeln auf der Basis von Seminararbeit und gemeinsamer Exkursion ein
Gemeinsam mit Theatermacher:innen und Medienkünstler:innen stellt das Ergebnis dieses Seminars ein selbst entwickeltes Theaterstück dar, das die Klimakrise und die damit verbundene Chance aufgreift, den Kampf um den Wandel eines veränderten Naturbewusstseins zu vermitteln. Ziel ist, einen inspirierenden Zugang zum Themenkomplex des Klimawandels aus der Perspektive des Verdrängten und der Marginalisierten zu entwickeln, indem Theorie und Praxis zusammengeführt werden.
Voraussetzung für den Erwerb von Leistungspunkten:
Erwartet wird von allen die regelmäßige, aktive Teilnahme am Seminar wie auch die rege Mitarbeit am Theaterstück, dessen Aufführung für das Sommersemester geplant ist. Die Modulprüfung besteht aus einer Hausarbeit. |