Kommentar |
Jüdische Musik aus Osteuropa
Osteuropa war jahrhundertelang das wichtigste Zentrum der jüdischen Kultur. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten allein im damaligen Russischen Reich mehr als 5 Millionen Juden oder etwa die Hälfte der jüdischen Weltbevölkerung. Durch die staatliche Diskriminierung waren die meisten von ihnen gezwungen, im eigenen kulturellen Milieu zu leben. Dort entwickelte sich eine eigentümliche Musikkultur, die heute oft als „jiddische Musik“ bezeichnet wird. Dazu gehörten nicht nur die eigentümliche synagogale Musik und die Liedfolklore in jiddischer Sprache, sondern auch die jüdische instrumentale Volksmusik, das sogenannte „Klezmer“. Während die authentische Klezmer-Tradition als Volkskultur inzwischen kaum noch praktiziert wird, erlebt diese Musik seit den 1970er Jahren eine bemerkenswerte Renaissance auf der Konzertbühne als Teil der Weltmusik-Bewegung in Nordamerika und in verschiedenen europäischen Ländern. Eine weitere Form der osteuropäischen jüdischen Musikkultur war die jüdische nationale Komponistenschule, die um 1908 in St. Petersburg entstanden ist und in den folgenden Jahren russlandweit und international aktiv wurde. |