Literatur |
Empfohlene Literatur:
Bernhard Kleeberg, Theophysis. Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen, Köln: Böhlau, 2005, S. 67-103. |
Lerninhalte |
Die Radiolarien sind einzellige Plankton-Organismen, die im Meerwasser vorkommen. Ihren glasartigen, filigranen Skeletten verdanken sie ihre Bezeichnung als Strahlentierchen (lat. radiolus - kleiner Strahl). Der Jenaer Zoologe Ernst Haeckel beschrieb in seiner Radiolarien-Monografie von 1862 nicht nur zahlreiche neue Arten, sondern fügte auch einen umfangreichen Band mit Abbildungen der Skelettstrukturen bei. Die Zeichnungen hierfür fertigte er selbst an und ließ sie von dem Berliner Kupferstecher Wilhelm Wagenschieber in Grafiken übertragen. Auf der Grundlage der Sekundärliteratur, aber vor allem von Archivalien des Ernst-Haeckel-Hauses werden wir in dieser Lehrveranstaltung den Entstehungsprozess der Radiolarienbilder rekonstruieren. Wir werden Haeckels Forschungsreisen, Praktiken des Sammelns, des Mikroskopierens, der Herstellung von Radiolarien- Präparaten, der Klassifizierung, aber auch die Produktion der Graphiken näher zu beschreiben versuchen. Dabei gilt es insbesondere die enge Verknüpfung von künstlerischer und wissenschaftlicher Arbeitsweise bei Haeckel zu beleuchten. Im Sinne von Ludwik Flecks These, dass wissenschaftliche Abbildungen nicht als naturgetreue Darstellungen, sondern als „Ideogramme“ verstanden werden müssen, wollen wir ferner fragen, welches Verständnis von Natur Haeckel mit seinen Bildern vermitteln wollte. Schließlich möchten wir auf bis heute anhaltende Rezeption von Haeckels Radiolarienabbildungen in Kunst und Wissenschaft eingehen und u.a. diskutieren, welche Rolle heute die Ästhetik in Naturdarstellungen spielt.
Diese Lehrveranstaltung ist als Forschungswerkstatt konzipiert, d.h. sie bietet Studierenden die Möglichkeit, die Ansätze und Methoden zu den materiellen Kulturen des Wissens kennenzulernen und selbst zu erproben. Die erzielten Ergebnisse fließen in die Anfertigung von Texten für eine künftige Ausstellung im Ernst-Haeckel-Haus ein. |