Kommentar |
Weihreliefs gehören zu den bedeutendsten Zeugnissen religiöser Handlungen und Kultaktivitäten in griechischen Heiligtümern. Aufgrund ihres Formates bieten sie zumeist eine ausreichend große Fläche, um szenische Darstellungen von Adorant:innengruppen und den in der Regel unmittelbar gegenüberstehenden Gottheiten abzubilden. Insbesondere im 5.–4. Jh. v. Chr. kommen in den Heiligtümern zum Teil sehr qualitätsvolle Weihreliefs aus Marmor als Votivgaben zum Einsatz, u. a. bei Kulthandlungen von bürgerlichen Familien und/oder (Eltern-)Paaren.
In unserem Proseminar verschaffen wir uns einen Überblick zur Befundgruppe der Weihreliefs, indem wir ausgewählte Stücke als Zeugnisse religiösen Handelns verstehen und entsprechend analysieren. In den ersten Sitzungen beleuchten wir dazu Formate, Techniken, Materialien, Bildsprache(n) und Aufstellungskontexte. Darauf aufbauend schauen wir uns verschiedene Weihreliefs u. a. aus Athen, Brauron und Delos exemplarisch an, die chronologisch und thematisch nach dem Aufstellungskontext in den Heiligtümern der sie als Weihgabe empfangenden Gottheiten gegliedert werden. Hierzu zählen z. B. Weihreliefs für Artemis und ihren Zwillingbruder Apollon, Aphrodite, Athena, Zeus, Asklepios und Hygieia. Fragen nach visuellen Kommunikationsstrategien sowie nach Funktionen, Handlungsstrategien und sozialem Status der jeweils auf den Weihreliefs abgebildeten Figuren(-Gruppen) sollen dabei im Zentrum stehen. Damit fördert das Seminar eine erste Auseinandersetzung mit antiken Zeugnissen, indem die Beschreibung, Interpretation und entsprechende Einordnung der Objekte in ihren Kontext eingeübt werden.
Die Prüfungsvorleistung bildet ein ca. 15-minütiges (Gruppen-)Referat, abgeschlossen wird die Veranstaltung mit dem Verfassen einer Hausarbeit (10-15 Textseiten plus Abbildungen und wissenschaftlichem Apparat). Grundsätzlich wird eine regelmäßige Teilnahme und eine aktive Beteiligung an den Diskussionen erwartet. Zur Absprache des Referats- und/oder Hausarbeitsthemas können Sie gerne in meine Sprechstunde kommen (Dienstag 14–15 Uhr oder nach Terminvereinbarung per Mail). |
Literatur |
Bibliographie in Auswahl:
- E. Vikela, Aphrodite. Zur Wesenseinheit einer kosmischen Göttin – Der Beitrag der Weihreliefs zur Bezeichnung der chthonischen und himmlischen Aspekte von Aphrodite, Boreas Beih. 13 (Marsberg/Padberg 2022).
- C. Lawton, The Athenian Agora: Votive Reliefs, Athenian Agora Vol. 38 (Princeton 2017).
- M. Steinhart, Die Göttin und das Weihrelief. Über Glaubenswirklichkeit und Bildersprache im frühklassischen Athen, Sitzungsbericht der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 2017.3 (München 2017).
- E. Vikela, Apollon, Artemis, Leto. Eine Untersuchung zur Typologie, Ikonographie und Hermeneutik der drei Gottheiten auf griechischen Weihreliefs, Athenaia 7 (München 2015).
- M. Seifert, Weihreliefs an Asklepios. Visuelle Kommunikation im klassischen Athen, in: S. Panzram – W. Riess – Ch. Schäfer (Hrsg.), Menschen und Orte der Antike. Festschrift für Helmut Halfmann zum 65. Geburtstag, Pharos 34 (Rahden 2015) 19–37.
- V. Schild-Xenidou, Corpus der boiotischen Grab- und Weihreliefs des 6. bis 4. Jahrhunderts v. Chr., AM Beih. 20 (Mainz am Rhein 2008).
- M. Edelmann, Menschen auf griechischen Weihreliefs, Quellen und Forschungen zur Antiken Welt 33 (München 1999).
- E. Vikela, Die Weihreliefs aus dem Athener Pankrates-Heiligtum am Ilissos. Religionsgeschichtliche Bedeutung und Typologie, AM Beih. 16 (Berlin 1994).
- M. Mangold, Athenatypen auf attischen Weihreliefs des 5. und 4. Jhs. v. Chr., HASB Beih. 2 (Bern 1993).
- U. Hausmann, Griechische Weihreliefs (Berlin 1960).
Weitere Literaturvorschläge werden im Seminar bekanntgegeben. |