Kommentar |
Die Übung nähert sich der komplexen Geschichte des nationalsozialistischen Massenmordes an jüdischen Kindern, Frauen und Männern ausnahmsweise nicht in der retrospektiven Draufsicht auf das gesamte historische Geschehen. Im Zentrum steht vielmehr eine kleine Auswahl aus der Menge fragmentierter Überlieferungen, Artefakte – und auch Spuren im Jetzt. An und mit diesen Dokumenten wird das Befragen und Kontextualisieren für ein historisches, ethisches und ästhetisches Begreifen geübt. Denn erst die Kunst der methodischen Befragung macht eine Überlieferung zu einem aussagekräftigen Dokument, zu einer „Quelle” für neues Wissen. Unverzichtbar ist dafür Geschichtstheorie und eine systematische Reflexion der Entstehungs- und Überlieferungszusammenhänge. Im Seminar wird eine Vielfalt von Akteursperspektiven und medialen Formaten zur Geltung kommen: Neben schriftlichen Dokumenten auch eine akustisch überlieferte Rede, Zeichnungen, Blechmarken, ein Fotoalbum, Foto-Negative, stumme Filmsequenzen, Erinnerungserzählungen. |
Literatur |
Voraussetzungen und Lektüre: Weil ohne Basiswissen historische Quellen nicht klug befragt werden können, setze ich bei allen Teilnehmer:innen eine vorausgegangene universitäre Beschäftigung mit der Geschichte des NS voraus. Als Lektüre vor Seminarbeginn empfehle ich folgende Einführungen: Michael Wildt, Geschichte des Nationalsozialismus, Göttingen 2007; Dieter Pohl: Holocaust. Die Ursachen, das Geschehen, die Folgen, Freiburg im Breisgau 2000; Der Holocaust. Ergebnisse und neue Fragen der Forschung, hg. von Frank Bajohr und Andrea Löw, Frankfurt am Main 2015; Peter Hayes, Warum? Eine Geschichte des Holocaust, Frankfurt am Main 2017; Stephan Lehnstaedt: Der Kern des Holocaust: Belzec, Sobibór, Treblinka und die Aktion Reinhardt, München 2017. Und als Quellensammlung unverzichtbar ist die „VEJ-Edition“: Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945, 16 Bände, Berlin und Boston 2008-2021. Siehe auch die dokumentarische Hör-Edition „Die Quellen sprechen“: https://die-quellen-sprechen.de/ |