Unter Universitäten werden in Anlehnung an den Begriff „Universum“ oftmals Institutionen verstanden, an welchen sämtliche Wissenschaften verortet sind. Damit ist zwar ein wichtiger Aspekt der zeitgenössischen Universitäten erfasst. Dies auf die Ursprünge der Institution im Mittelalter zu übertragen, erweist sich jedoch als ahistorisch: „Universitas“ bezog sich dort auf die Studierenden und Gelehrten an einem Ort und nicht auf einen allumfassenden wissenschaftlichen Kosmos. Bedeutungsverschiebungen wie diese regen dazu an, die deutschen Universitäten aus epochenübergreifender Perspektive zu betrachten und grundlegende Wandlungen in den Mittelpunkt zu rücken. Darüber hinaus ist die Frage zu beantworten, ob im Wandel der Zeit ein gemeinsamer „Kern“ von Universitäten existiert.
Das Seminar zielt darauf, einen Überblick über die Geschichte der deutschen Universitäten vom Spätmittelalter bis in das 20. Jahrhundert zu erarbeiten. Welche Veränderungen und welche Kontinuitäten lassen sich erkennen? Welche Spannungsfelder ergaben sich daraus? Als Grundlage dienen einschlägige Texte aus der Forschungsliteratur zu Reformation und Aufklärung, dem „langen“ 19. Jahrhundert, der Weimarer Republik und dem Nationalsozialismus. Vorausgesetzt werden sowohl die intensive Textlektüre vor den jeweiligen Sitzungen als auch die Bereitschaft zum gemeinsamen Austausch während des Seminars.
Einführungsliteratur: Hartmut Boockmann, Wissen und Widerstand. Geschichte der deutschen Universität, Berlin 1999. |