Kommentar |
„Ich möchte zum theologischen Denken einladen, weil ich etwas vermitteln will von der Freude am Theologietreiben, von der Begeisterung, die einen dabei überkommen kann und die angesichts verhunzter, Menschen kleinmachender und Gott zum Machthaber erniedrigender Theologie auch in Zorn umschlagen kann. Die helle Begeisterung und die theologischen Wutanfälle, die ich manchmal bekommen – die rabies theologorum, wie man das früher nannte –, gehören zusammen.“
Mit dieser Einladung eröffnet Dorothee Sölle (1929-2003) ihre Einführung in die Theologie unter dem Titel „Gott denken“. Anhand dieses Werkes wollen wir uns im Seminar dem Denken der Theologin Dorothee Sölle nähern und ihre Konzepte analysieren sowie diskutieren. Dorothee Sölles Theologie ist durch verschiedenste Einflüsse aus der Befreiungs-, Friedens-, Frauen- und Ökologiebewegung geprägt. Ist sie vor allem in den 1960er bis 80er Jahren aufgrund ihrer gesellschaftlichen Aktivitäten – wie der Mitinitiation des Politischen Nachtgebets (1968-72), bekannt geworden –, so rückt sie in den letzten Jahren auch immer mehr als Systematikerin ins Zentrum des theologischen Interesses. Ihr Nachdenken ist einerseits grundlegend von der Schule der „Entmythologisierung“ (Rudolf Bultmann) beeinflusst. Andererseits nahm sie an der Denkbewegung der „Theologie nach Ausschwitz“ aktiv teil, um eine herrschaftskritische Sicht der Welt auch in der Theologie zu etablieren. Entsprechend lade ich Sie herzlich zum Ein- und Erdenken in die Theorien dieser faszinierenden Theologin ein. |