Für die Beschäftigung mit der Kriminalpolitik im Rahmen des Seminars sprechen mehrere Gründe. Zunächst erhält die Kriminalpolitik im Rahmen der juristischen Pflichtfachausbildung deutlich geringere Aufmerksamkeit als das geltende Recht, obwohl sie für die Bestimmung strafbaren Verhaltens bedeutsamer ist als die Strafrechtsanwendung und Strafrechtswissenschaft. Sodann ist in den vergangenen Jahrzehnten eine große und in der Tendenz eher weiter zunehmende Aktivität des Strafgesetzgebers zu beobachten. Schließlich scheint durch den Regierungswechsel auf Bundesebene im vorvergangenen Jahr in einige kriminalpolitische Debatten neue Bewegung gekommen zu sein.
Einen Schwerpunkt des Seminars werden klassische und neuere kriminalpolitische Debatten aus den verschiedenen Teilbereichen des gesamten Strafrechts bilden (z.B. über die Strafbarkeit des sog. Containerns, die Entkriminalisierung im Bereich des Cannabisbesitzes, die Straffreistellung des sog. Schwarzfahrens oder die Ersatzfreiheitsstrafe). Daneben werden aber auch allgemeine Grundfragen der Kriminalpolitik behandelt (etwa die Bedeutung verschiedener gesellschaftlicher Akteure im Prozess der Strafgesetzgebung oder die sog. atypischen Straferwartungen der Menschenrechts-, Friedens- und Umweltbewegungen). Je nach der Anzahl der TeilnehmerInnen werden auch noch einzelne besonders bedeutsame zeitgeschichtliche kriminalpolitische Debatten (beispielsweise zum Umgang mit der RAF, zum Schwangerschaftsabbruch oder zur Sicherungsverwahrung), die kriminalpolitischen Aktivitäten früherer Bundesregierungen (etwa die Gesetzgebung der sozial-liberalen Koalition oder das 6. Strafrechtsreformgesetz von 1998) und/oder die kriminalpolitischen Programme der verschiedenen Parteien in den Blick genommen.
Das Seminar wird im Rahmen des Schwerpunktbereichsstudiums im Schwerpunktbereich 5 „Kriminalwissenschaften“ als Übungsseminar sowie als Examensseminar angeboten. Die TeilnehmerInnenzahl ist beschränkt. Es wird allen interessierten Studierenden auch die Anmeldung zu anderen Seminaren als Zweitpräferenz angeraten.
Die Anmeldung zum Seminar ist per Email zu richten an: sylvia.bernhardt@uni-jena.de Sie erhalten danach ein Anmeldeformular, welches per Email zurückzusenden ist. Die Anmeldung zum Seminar muss bis zum 28. Februar 2023 erfolgen.
Die Seminarvorbesprechung findet voraussichtlich in der ersten oder zweiten Vorlesungswoche statt. |