Kommentar |
Künstlertheorien sind seit der italienischen Frührenaissance überliefert, doch seit Beginn des 20. Jahrhunderts spielen kunsttheoretische Äußerungen von Künstler*innen eine so bedeutende Rolle wie nie zuvor als Erklärung des künstlerischen Werks. Marinettis „Manifest des Futurismus” 1909 löst geradezu eine „Manifestitis” aus: in den folgenden Jahrzehnten werden unzählige „Ismen” ge- und begründet. Kandinskys Buch „Über das Geistige in der Kunst” (1911) erlangt internationale Anerkennung als theoretische Fundierung seiner grundlegend neuen Malerei. Ab den 1960er Jahren treten neben die schriftliche Positionsbestimmung die öffentliche Rede und das Interview. Damit können Künstlerinnen und Künstler noch unmittelbarer die Rezeption ihres Werks beeinflussen und steuern. Für die Erforschung der modernen und zeitgenössischen Kunst ist es daher unumgänglich, neben den Werken auch die Selbsterklärungen von Künstlerinnen und Künstlern mit heranzuziehen – wobei diese ebenso deutungsbedürftig sind wie die Werke selbst. Im Seminar behandeln wir wichtige Künstlerschriften und -theorien des 20. und 21. Jahrhunderts und setzen sie zum jeweiligen Werk in Beziehung. Dabei reflektieren wir auch methodische Probleme des Umgangs mit Kunstwerk und Text. |